Das Christkind kommt – aus Indien

Die drei Weisen kommen (alle Bilder Copyright Ueberreuter,Wien)

Jedes Jahr zu Weihnachten nehme ich Gerhard Haderers „Das Leben Jesus“ schmunzelnd zur Hand. Ein Büchlein, für das er wegen „Religionsbeschimpfung“ in Griechenland sechs Monate Haft kassiert hat, erst in zweiter Instanz 2005 freigesprochen wurde. Auch der damalige Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel war überzeugt, dass Österreichs Paradekarikaturist mit dieser Jesus-Erzählung „klar eine Grenze überschritten hat.“

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Heiliger Zorn

„Heiliger Zorn“ – dieser deutsche Titel ist eigentlich passender als das Original „The Darkening Age“, unter dem Catherine Nixey darlegt, „wie die frühen Christen die Antike zerstörten“. Denn bei der englischen Historikerin, die mehrere Jahre an der Cambridge University unterrichtete, merkt man, dass „heiliger Zorn“ ihre Feder geführt hat. Noch nie wurde einem Leser so kompakt vor Augen geführt, wie leicht kulturelle Errungenschaften durch Aberglauben und blinden religiösen Eifer zu zerstören sind.

Heiliger Zorn von Catherine Nixey
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Christusmord – einst & heute

Cartoon G.Glücl: Letztes Abendmahl

Welterleuchter oder Welteroberer – diese künftige Größe wurde dem Buddha bei seiner Geburt prophezeit. Ähnliches wird auch von Jesus berichtet. Nach dem Matthäus-Evangelium sollte er jedenfalls ein Herrscher werden – ein Sohn Gottes oder zumindest König der Juden. Wozu sollte sich Jesus entscheiden? Wie sehen wir das heute?

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Das Trennende und Einende

L. Bar-Ami, R.Gehring, A.Hollaender, F.Knöbl, H.Kauf, E.Aslan

Judentum, Christentum, Islam und ein, zwei Jungreligionen zum Thema „Glaubensquellen“ auf einem Podium – das war die Zielsetzung eines „Religious Roundtable“ in Wien. Mit dabei: Mag. Lior Bar-Ami, der 2017 das Amt des Gemeinderabbiners in der einzigen progressiven jüdischen Gemeinde Österreichs, Or Chadasch (Neues Licht) übernommen hat; Dr. Rudolf Gehring, der sich als „katholischer Lebensschützer“ sowie Familien-und Menschenrechtsaktivist versteht und gleichzeitig als Generalsekretär der Christlichen Partei Österreichs politisch tätig ist; Prof. Dr. Ednan Aslan, der seit 2008 als Islamforscher für islamische Religionspädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien tätig war, bis er 2019 überraschend von dieser Funktion abberufen wurde.

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JESUS trifft BUDDHA

Nirwana oder Himmelreich?

Religionsunterricht ist bis heute ein Lehrfach, das es an unseren Schulen faktisch nicht gibt. Im Unterricht wird unsere Jugend ausschließlich christlich sozialisiert – andere Religionen werden bei der Wissensvermittlung einfach ausgeblendet. Vielleicht wird es mit dem derzeit laufenden Volksbegehren „Ethik für alle“ künftig besser. Schließlich hätte ein derartiger Unterricht auch zur Jesus Lehre Interessantes zu bieten:

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Kein Tod auf Golgatha

Jesus Passion Karfreitag

Was passierte am „Karfreitag“?

Christus Gemälde im Dommuseum

Jesus Tod wird in der Bibel recht dürftig beschrieben. Nach dem Johannes Evangelium wurde der bereits tote Jesus von Soldaten erstochen. Das ist unwahrscheinlich, denn Jesus hing erst drei Stunden am Kreuz. Das ist zu kurz, um dort zu verschmachten. Anderseits war nach dem mosaischen Gesetz das Hängenlassen Gekreuzigter über Nacht verboten (5. Mose 21,22) Überdies wäre der Abnehmende als unrein vom knapp bevorstehenden Sabbat ausgeschlossen gewesen. Vielleicht haben die Soldaten doch keinen toten, sondern einen lebenden Jesus erstochen? Dieser Frage ging der deutsche Historiker Johannes Fried in dem soeben erschienenen Buch „Kein Tod auf Golgatha“ auf den Grund.

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Manifest eines atheistischen Pfarrers

Als ich meinen Blog „Jesus Fake“ startete, wurde ich zwangsläufig auch mit dem Thema Atheismus konfrontiert. Was hat Gott mit dem Glauben zu tun? Mit jenem lebendigen Glauben, den einst Jesus gepredigt hatte. Was ist eigentlich Atheismus? Damit hat sich der im Juni 2018 verstorbene holländische Pfarrer Klaas Hendrikse in seinem Buch „Glauben an einen Gott, den es nicht gibt“ als „Manifest eines atheistischen Pfarrers“ auseinandergesetzt.

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FASCHING IN WIEN

Uthoff trifft Heisenberg

Anfang Februar wurde dem rechten Künstler Andreas Gabalier im rechten München der Valentins-Orden verliehen. Oh Graus! Für seinen linken Kollegen Max Uthoff war das der Anlass, aus dem rechten München ins linke Wien zu emigrieren. Ins Stadttheater. In diesem alten Ballsaal haben um 1900 die rechten Bürger ihren Bürgerball gefeirt. Jetzt halten dort meist die Linken ihre Veranstaltungen ab. Ein Gabalier hätte an solch freien Ort – wie etwa schon in Matthias  Naskes Konzerthaus – Auftrittsverbot.

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Glaube versus Diktatur

Glaube und Heimat in der Josefstadt (Foto: Moritz Schell)

Schönherr in der Josefstadt

Es gehört viel Mut und Selbstvertrauen dazu, ein einhundert Jahre altes „Blut und Boden“ Drama in Wien auf die Bühne zu bringen. Noch dazu, wenn es um Glaubenskonflikte, Vertreibung und Enteignung geht. Und wenn dieses Werk von einem Autor wie Karl Schönherr stammt, der sich zum Nationalsozialismus  positiv geäußert hat. Das Theater in der Josefstadt hat es gewagt. Die Vorpremiere von „Glaube und Heimat“ am 13. Februar war dank der packenden Regie von Stephanie Mohr ein toller Erfolg.

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Wer hat Willi ermordet?

Ein Totenschein - sonst nichts!
Das blieb von Willi!

Mein offener Brief an den Bundespräsidenten

Am 6. Februar 2016 wurde der damals 52jährige Wiener Kaufmann Wilhelm Klinger in Senegal bestialisch ermordet. lch bin – bzw. war – ein Freund von Willi und vertrete als emeritierter Rechtsanwalt die österreichischen Hinterbliebenen. Da Willi unverheiratet blieb sind dies die in seinem Testament eingesetzten Familienmitglieder und Freunde. Diese haben seit nunmehr drei Jahren vergeblich versucht, Licht in das Dunkel dieser Ermordung zu bringen und die näheren Umstände dieses Mordes zu erfahren. Auch, ob der oder die Mörder gefunden und zur Rechenschaft gezogen wurden.

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Zeig mir deine Wunde

Wiener Dommuseum 2019

Die Verletzlichkeit der menschlichen Kreatur – das ist das Thema einer Ausstellung, die noch bis 25. August 2019 im Wiener Dom Museum zu sehen ist. Im Zentrum steht – nahe liegenderweise – Jesus.

Pieta

Wie sehr seine Leiden den Künstlern vergangener Jahrhunderte zu Herzen gingen, wurde in derart geballter Form bisher noch nie präsentiert. Im Vergleich sind die parallel dazu gezeigten abstrakten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts saft- und kraftlos. Trotz aller Bemühungen der Kuratoren Johanna Schwanberg und Christian Sturminger, die Gleichwertigkeit der Exponate erfassbar zu machen.

 

 Die Bilder signalisieren: Die vielfach unbekannten Schöpfer dieser Kunstwerke glauben die Erzählungen, die sie hunderte Jahre nach den tatsächlichen Ereignissen in Bildern und Skulpturen darzustellen versuchen.

Kruzifixus 18.Jhdt

Es gibt nur wenige Darstellungen des gekreuzigten Christus, welche die Qualen der erlittenen Passion so drastisch schildern, wie sie ein hölzerner Kruzifixus von Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt. Der Leib des Gekreuzigten – aus dem Museum Schnütgen in Köln – ist über und über mit klaffenden Wunden in unterschiedlicher Größe übersät. Teilweise sind sie so tief, dass Gelenke und Rippenbögen sichtbar werden.

Wopfinger Pieta

Die „Wopfinger Pieta“ (1420-1430) ist eine Holzskulptur mit Maria und dem Leichnam Jesus, die in berührender Weise das Leiden jeder Mutter beim Tod ihres Kindes zum Ausdruck bringt.

Der ungläubige Thomas

Und der ungläubige Thomas hat tatsächlich jene Wunden betastet, die Jesus – nach seiner Wiederkunft bereits als strahlender Messias – bei seinem Martyrium erleiden musste.

Giovanni Giuliani 1695

Neben Jesus gibt es eine Vielzahl von Märtyrern, deren Lebensgeschichten den Künstlern reichlich Stoff für ihre Bilder geboten haben. Etwa für den venezianischen Bildhauer Giovanni Giulani im Jahr 1695. Sein Heiliger Sebastian zeigt einen lockigen Jüngling, der wegen seines christlichen Glaubens auf Befehl des römischen Kaisers Diokletian von numidischen Bogenschützen hingerichtet werden sollte.

Märtyrer

Besonders krass werden solche Geschichten, wenn gleich drei enthauptete Heilige ihre Köpfe wie Gaben der Christenheit darbringen.

Hitler statt Jesus

Gezeigt wird auch ein Altarbild, auf dem Jesus 1938 von randalierenden Jung-Nazis durchlöchert wurde. Die sich Hitler statt Jesus als Führer auserkoren hatten. Diese Zeit ist überwunden. Es gibt keinen Führer mehr. Das spiegelt sich auch in der Kunst.

Eine Heilige Sebastian

Mit einem fast faschistischen Zwang zur Demokratisierung der Kunst: Alles ist Kunst, jeder ist Künstler. Das führt dazu, dass Kunstwerke nicht welthaltig und kunstvoll sind, sondern oft nur der ungefilterte Ausfluss eines irrelevanten, meist leidenden Ichs.

Die eigene Verletzlichkeit

Die eigene Verletzlichkeit der Künstler steht daher – völlig außerhalb der christlichen Religion – im Vordergrund. „Angst essen Seele auf“ – diese Erkenntnis hat sich Katrina Daschner 2006 auf ihren rechten Arm eintätowiert. Von Louise Bourgeois stammt die Ste, Sebastienne aus 1992. Ein Selbstportrait, mit dem die Künstlerin die Anfeindung von außen und die daraus resultierende Angst und Kopflosigkeit darzustellen versucht. Bei Günter Brus „Heller Wahnsinn“ spielt das Sichverletzbarmachen im Sinn des Sichöffnens für andere Individuen die zentrale Rolle – was er direkt an sich ausprobiert hat.

Nitsch mit viel Blut

Und bei Hermann Nitsch hat das Blut als Stilmittel die gestalterischen Aufgaben des Künstlers übernommen. Jesus ist im 20. Jahrhundert offenbar vom Kreuz verschwunden. Sein Kampf und sein Leiden haben als Narrativ ausgedient. Er ist es nicht mehr wert, künstlerisch umgesetzt zu werden. Er inspiriert kaum einen, sich ihm in Kunstwerken zu nähern. Die Ausstellung zeigt deutlich: Die Spiritualität wurde den Esoterikern überlassen. Jesus wurde durch Sigmund Freud verdrängt.

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RELOTIUS – der Gesalbte

Thora Rolle

Claas Relotius, Hamburg Media School

Claas Relotius: Sein offenbar latinisierter Name – „lutare“ … schmieren, salben – hat möglicherweise seinen Berufsweg geprägt. Gesalbt mit zahlreichen Journalistenpreisen hat der „Spiegel“ – Redakteur den Begriff „fake news“ wieder einmal in aller Munde gebracht. Die Aufregung darüber ist allerdings Heuchelei. Denn der österreichische Schriftsteller und politische EU-Propagandist Robert Menasse bewies uns mit seiner Erfindung von Zitaten, wie subtil der Begriff der „Wahrheit“ ist.

 

Er legt Walter Hallstein, dem Gründungspräsidenten der EWG,

Walter Hallstein, EWG-Gründungspräsident

Worte in den Mund, die dieser nie gesagt hat. Die er aber aus der Sicht Menasses so gesagt haben sollte. Zitate, die von Menasse – Epigonen als Hallstein’sche „Originale“ weiter verbreitet wurden. Es ist Menasses „sinnliche Gewissheit“, die ihn dazu berechtigt: Die Quelle ist korrekt. Der Sinn ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Was fehlt, ist das Geringste: das Wortwörtliche. So wurde Menasse zumindest zuletzt in zahlreichen Medien zitiert. Und auf Zitate sollte man sich verlassen können.

Sinnliche Gewissheit

„Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es mir um den Sinn geht.“ Diese „sinnliche Gewissheit“ ist beim deutschen Philosophen Georg W.F. Hegel jene geistige Naivität, der noch die Komplikationen gezielter „Was-Fragen“ fremd ist. Erst durch dieses Hinterfragen macht das Bewusstsein die Erfahrung, dass Wahrheit nicht im jeweils subjektiven Jetzt zu finden ist. Es sind dafür Unterscheidungsgesichtspunkte der Reflexion erforderlich, denn schon das trivialste Bewusstsein erhebt den Anspruch, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Menasse ist bei der Kreation seiner Zitate überzeugt, im Besitz der „wahren Worte“ Hallsteins zu sein. Dafür, dass Hallstein diese „Wahrheit“ nicht so klar artikuliert hat, dafür kann er nichts.

Phänomenologie des Geistes

Er negiert, dass mit Hilfe der Dialektik widersprüchliche Absolutheitsansprüche gegenüber zu stellen sind: Erst dieser Weg der Erfahrung hat zur Folge, dass das eigene subjektive Bewusstsein seine Auffassung von der Wahrheit ständig korrigieren muss, wenn es nicht mit sich selbst in Widerspruch geraten will. Diese mühevolle Entwicklung führt in Hegels „Phänomenologie des Geistes“ von der ursprünglich-primitiven „sinnlichen Gewissheit“ des menschlichen Bewusstseins zum allumfassenden Geist als höchste Stufe der Wahrheit. Jener „absolute Geist“, der die Gegensätze von Subjekt und Objekt, Denken und Sein aufhebt. Der das Wesen des Endlichen im Unendlichen erkennt. Wie viel einfacher und praktischer ist es somit, mit „sinnlicher Gewissheit“ Fakes zu produzieren. Die hat es schon vor zweitausend Jahren bei der Niederschrift der Evangelien gegeben. Deren Autoren übersetzten Jesus Worte jeweils so, wie diese aus ihrer jeweiligen Sicht sein sollten. Propagandawerke, um mit diesen für ihren neuen Glauben neue Anhänger zu gewinnen.

Robert Menasse, österreichischer Publizist

Nach Menasses Motto: „Die Quelle ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es um den Sinn geht.“ Der jeweils Zitierte kann sich gegen diese Methode nach seinem Tod nicht mehr wehren. Hallstein nicht. Auch Jesus nicht, dessen revolutionäres Wirken gegen das Establishment zwei bis drei Jahrhunderte später mit dem Weltbild der um Macht ringenden neuen christlichen Kirchen nicht vereinbar war. Die ursprünglichen Texte zeigen seine Mission, die Menschen vom Jenseitsglauben und Fremdbestimmung – sei es durch die Natur, Gott, Gesetz oder die eigenen Vergangenheit – zu befreien. Die Unterdrückung anderer – äußerlich oder innerlich – verkörperte für ihn das Böse. Nur dem es gelingt, sich immer weiter von diesem Zustand zu entfernen, sein individuelles Gewissen durch Selbsterkenntnis weiter zu entwickeln, wird wirklich frei. Der lebt neu, ein zweites, drittes oder x-tes Leben.

Diese völlig neue Vorstellung einer „Auferstehung“ konnten auch seine Anhänger nicht erfassen. Sie haben seine Idee der Selbstbestimmung gründlich missverstanden und daraus eine „Auferstehung des Leibes“ gemacht. Sein Tod wurde zum Blutopfer zur Tilgung der Sünden der Welt. Das Buch „Jesus Fake“ zeigt, wie uns die neuen „Kirchenväter“ einen „verklärten“ Jesus bescherten. Als seine syro-aramäischen Predigten

Biblische Fälschungen im Neuen Testament

in fremde Sprachgebiete getragen wurden, übersetzte man sie ins Griechische – die allgemein verständliche Amtssprache des östlichen Mittelmeers. Dies tat nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Papias jeder „so gut er es vermochte“. So wurden in „sinnlicher Gewissheit“ die Evangelien schon in Frühzeiten verfälscht. Für einen „revolutionären“ Jesus gab es in einer autoritären Staatskirche unter dem Schirm des Kaisers keinen Bedarf mehr. Er wurde aus den Schriften verbannt. Frühere Aufzeichnungen wurden als herätisch – vom „wahren“ Glauben abweichend – verbrannt. Nur die Fakes sind uns geblieben.

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Feierte Jesus Geburtstag?

Wann wurde Jesus geboren? 

 

Bruegel d.Ältere, Kunsthistorisches Museum

Eine Reise nach Bethlehem, Hirten auf dem Felde und ein Engel mit himmlischen Heer, der die Geburt des Messias verkündet. Aber nirgends wird dazu eine Feier erwähnt. Dieser Brauch wurde erst 300 Jahre nach seinem Tod eingeführt. Kannte man vor zweitausend Jahren noch keine Geburtstagsfeiern? Im Alten Testament werden derartige Feste jedenfalls am Rande erwähnt. Etwa im Buche Hiob (1,4.13): „Reihum hielten seine Söhne ein Gastmahl, jeder an seinem Tage in seinem Haus. Dann schickten sie hin und luden auch ihre Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.“

Auch im Neuen Testament kommt bei Mathäus (14.6) eine derartige Geburtstagsparty vor: „Als der Geburtstag des Herodes gefeiert wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor den Gästen…..“ Eine Geschichte, die bekanntermaßen für Johannes dem Täufer nicht gut ausgegangen ist.

Bei den alten Römern wurde am Geburtstag dem Genius des männlichen oder der Iuno des weiblichen Geburtstagskindes am Hausaltar (Lararium) ein kleines Opferbrot (Libum), Wein und Weihrauch geopfert. Als Geister der Ahnen, die man auch sonst um Rat und Hilfe bat. Die über jeden Menschen wachen – ähnlich unseren heutigen Schutzengeln.

Zu ihren Ehren wurde eine kleine Öllampe oder eine Kerze entzündet – als Danksagung für den bisherigen Schutz. Freunde kamen zum Fest ,die Geschenke brachten.  Und die Geniusstatue wurde mit einem kleinen Kranz geschmückt. Mit der uns von Ovid in seinen Trauerliedern (Tristia 3,13) überlieferten Bitte, „dass sich dieser Tag noch oft wiederholen möge“. Was uns in dem Trinkspruch „ad multos annos“ bis heute erhalten blieb.

In Jesus Umfeld waren die Geburtstagsfeiern Ehrentage der ganzen Familie. Die Eltern dankten Gott, dass er ihnen ein weiteres Mitglied geschenkt hat. Und das Geburtstagskind in Jerusalem dankt bis heute zur Mizwa – Feier Jahwe, mit dem Geschenk des Lebens betraut worden zu sein.

Mit Jesus Geburt lässt sich das schwer in Einklang bringen. Hätte Jesus – als Sohn Gottes – seinem Vater für seine Geburt danken sollen?

Jesus Geburt, Dom Museum Wien

Ihm danken, dass er ihn in den Leib Marias verpflanzt hat, um ihn nach einer ärmlichen Geburt am Ende seiner irdischen Mission am Kreuze sterben zu lassen? Dazu passte eher das heilige Buch Kohelet (Prediger 7,1): „Besser ein guter Name als Parfum – und der Tag des Todes als der Tag einer Geburt. …Weil dies das Ende jedes Menschen ist, macht, wer noch lebt, sich Gedanken“.

Dass die zu bekehrenden „Heiden“ sich damit nicht anfreunden konnten, ist verständlich. Für sie war die Geburt eines Gottes ein Festtag. Jungfräuliche Geburten kannten sie auch aus vielen anderen Mythologien und Religionen. Buddhas Geburt basiert auf einem himmlischen Strahl, der in den Leib der schlafenden Jungfrau eindrang, worauf die Ankunft eines wunderbaren Kindes vorausgesagt wurde. Der persische Sonnengott Mithras wurde zur Wintersonnenwende geboren und wurde dies am 25. Dezember gefeiert. Sein persisches Pendant Zoroaster soll in Unschuld von einer Jungfrau durch einen Strahl der göttlichen Vernunft (Logos) zur Erde gekommen sein. Nach dem ägyptisch-griechischen Osiris/Dionysos Mythos soll der Mensch geborene Gott und Erlöser der Menschheit am 25. Dezember von einer Jungfrau geboren worden sein.

Karl Kolm verweist in dem in Kürze erscheinenden „Jesus Fake“ darauf, dass die Geburt Jesus mit dem Verständnis seines Wirkens nichts zu tun hat. Das Fest wurde lediglich dazu eingeführt, um die heidnischen Massen von dem damals populärsten Fest zur Geburt Mithras – der unbesiegbare Sonne – abzulenken. So wurde für die Heidenchristen aus Mithras nunmehr Jesus. Dem Eroberer der Finsternis – mit dem am 25. Dezember das Licht in die Welt gekommen ist. Deshalb stoßen sich Judenchristen heute noch an den heidnischen Wurzeln unserer „Weihnachten“.

Jesus und Maria in der Krippe

Weil Jesus die Apostel angewiesen hat, seines Todes und – nicht seiner Geburt – zu gedenken. Sie sind nur bereit, die alten Feste des Alten Testaments zu feiern. Die Gott höchstpersönlich  angeordnet hat. Für sie gibt es deshalb keine Weihnachtsfeiern. Für mich ist das lediglich ein Zeichen, dass sie die Worte Jesus bis heute nicht verstanden haben.

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Armer Nikolaus

Der 6. Dezember ist nicht nur mein Geburtstag, sondern auch das Fest des heiligen Nicolaos.

San Nicolo dei Mendicoli, Venezia

(Obwohl mir gelegentlich vorgeworfen wird, dass ich kein Nikolo sondern eher ein Krampus sei.) JenerSankt Nikolaus, der möglicherweise am 6. Dezember 326 gestorben ist und als Bischof von Myra (heute: Demre) im römischen Reich das frühe Christentum propagierte. Dem neben zahlreichen Wundern und Totenerweckungen auch spektakuläre Wohltaten nachgesagt werden.

 

Bis heute ist er der weltweit populärste Heilige: Er wurde Schutzpatron

Heiliger Nikolaus, Schutzpatron der Russen, Serben und Kroaten
Nikolaus – Schutzpatron der Seefahrer.  Foto: Wikipedia

der Russen, Kroaten und Serben, zahlreicher Regionen, Städte und Berufe – u.a. der Seefahrer, Kaufleute und Rechtsanwälte.

Doch es gibt einen anderen – wenig erfreulichen – Anknüpfungspunkt zur Gegenwart: Die Christenverfolgung. Denn Nikolaus soll wegen seines christlichen Glaubens in jungen Jahren unter Kaiser Diokletian verfolgt und gefoltert worden sein.

Heiliger Nikolaus, verehrt von allen!  Christen

Das ist durchaus möglich, denn die anatolische Mittelmeerküste war das Kernland des frühen Christentums – das sich trotz des Islams dort bis zum Ende des Osmanischen Reiches gehalten hat. Erst dann war damit Schluss.

Pech für die Türken

Denn die „Türken“ hatten das Pech, im Ersten Weltkrieg als Bündnispartner von Österreich und Deutschland auf der Verliererseite zu stehen. Das noch junge griechische Königreich – es konnte sich erst 1830 von der osmanischen Vorherrschaft befreien – hatte sich noch rechtzeitig Mitte 1917 der Entente angeschlossen. Auf Grund des Versprechens der späteren Sieger, dafür zur Wiedergeburt eines großen nationalen Königsreichs mit den „griechischen“ Teilen Kleinasiens, einschließlich einiger Inseln sowie Istanbul und Smyrna (Izmir) belohnt zu werden.

England und Frankreich hatten nämlich bereits während des Kriegs überlegt, wie sie den aufkeimenden Nationalismus im Krieg nutzen und danach das Osmanische Reich in mehrere neue – der Entente nahestehende – Nationalstaaten aufteilen können. Ähnliche Versprechen auf selbständige Staatsgründungen wurden deshalb den Armeniern und Kurden des Osmanenreiches gemacht. Damit war mit dem Ende des Weltkriegs bereits der Grundstein für den daran anschließenden griechisch-türkischen Krieg gelegt. Den Griechen wurden die zugesagten Gebiete „zur Verwaltung“ überlassen, Konstantinopel und Smyrna

Griechische Truppen in Smyrna

in eine britische, französische und italienische Besatzungszone aufgeteilt. Mit der Zusage der Entente, dass die von der Hohen Pforte befreiten Völker nach fünf Jahren selbst mittels Volksabstimmungen „demokratisch“ über ihre Zukunft bestimmen dürfen.

Doch es kam alles anders als geplant. Auch bei den Verlierern gab es nationale Strömungen, die das Ende der Türkei so nicht akzeptieren wollten.

Kemal Atatürk

Aus den Aufständen gegen die Besatzer wurde ein regelrechter Krieg. Die den christlichen Armeniern vorgeworfene Unterstützung des russischen Feindes wurde in Kombination mit dem Vordringen griechisch-orthodoxer Truppen von den „Jungtürken“ als Bedrohung des ihnen vorschwebenden neuen türkischen Reiches gesehen. Die ursprünglich erfolgreichen Griechen wurden vom neuen Führer Mustafa Kemal Atatürk, dem Vater der modernen Türkei,  1923 vernichtend geschlagen wurden.

Pech für die Griechen

Schon im September 1922 wurden bei der Eroberung von Smyrna 40.000 Armenier und Griechen umgebracht. Dem folgte die erste große „Umvolkung“ des 20. Jahrhunderts: Der Zwangsaussiedlung von 1,25 Millionen „Griechen“ in Richtung Westen stand jene von 500.000 „Türken“ in die neue Türkei gegenüber. Wobei die Unterscheidung in „Griechen“ und „Türken“ nicht nach ethnischer Abstammung, sondern nur nach Religionszugehörigkeit erfolgte.

Das mehrheitlich christlich bewohnte Konstantinopel wurde zum neuen Istanbul, in dem nur noch eine ganz kleine christliche Gemeinde zu finden ist. Die christlichen Hochburgen der Spätantike verwandelten sich in anatolsche Sehenswürdigkeiten. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es keine Völker mehr, sondern nur noch Staaten. Es gibt auch keine Völkergemeinschaft, sondern nur eine Staatengemeinschaft. Daher gibt es auch keine „Umvolkung“ mehr. Die Zuordnung erfolgt nach Religionsgemeinschaften. Verfolgungen resultieren nicht mehr aus einer Stammes- oder Rassenzugehörigkeit, sondern auf Grund unterschiedlicher religiöser Überzeugungen.

Pech für Nikolaus

Weihnachtsmann mit Rauschebart

49 Mitgliedsländer der UNO haben eine muslimische Bevölkerungsmehrheit. In vielen gilt die Scharia als Zivilrecht, in manchen auch als Strafrecht. Dort steht auf Blasphemie die Todesstrafe.

Wie vor 500 Jahren in Europa, als es keine Trennung von Staat und Kirche gab. Heute – wie in den Jugendjahren des Priesters Nicolaos –   sind es vor allem Christen, die da verfolgt werden. Was einem an seinem Todestag nachdenklich stimmen sollte.

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100 Jahre Republik

Vor Weihnachten flammt immer wieder die Diskussion um die „Geschichtlichkeit“ von Jesus Geburt auf. Ob, wann und wo wurde er geboren? War es tatsächlich das Jahr Null – oder doch etwas früher oder später? Lässt sich aus dem Kometen, der die drei Weisen aus dem Morgenland in wunderbarer Weise nach Bethlehem geleitet hat, ein exaktes Datum ermitteln?

Bei der angeblichen Historizität von Ereignissen wird ausgeklammert, dass es sich dabei immer nur um Geschichts-Erzählungen handelt. Um Propaganda, mit welchen deren Autoren Ereignisse uminterpretieren. Mit der Tatsachen verschwiegen und neue hinzu gedichtet werden. So kommt es zur Geburt Jesus am 24. Dezember. So kommt es zu der von Kanzler Sebastian Kurz propagierten Geburt der Republik Österreich am 12. November 2018, mit der auch die „Nation Österreich“ aus der Taufe gehoben wurde.

NÖ Landhaus in Wien

Tatsächlich erfolgte bereits am 21.Oktober 1918 die Proklamation Deutschösterreichs durch die provisorische Nationalversammlung im niederösterreichischen Landhaus. Sie beanspruchte auch alle deutsch bewohnten Gebiete Böhmens und Mährens, in der 3,5 Millionen deutsche Bürger zu Deutschösterreich wollten. Am 30.10.1918 folgte dann vom Balkon des Landhauses aus die feierliche Verkündung der Gründung des Staates „Deutschösterreich“. Auch über die Staatsform war man sich bereits einig.Viktor Adler erklärte: „Wir werden dafür kämpfen, dass der deutschösterreichische Staat zu einer demokratischen Republik werde.“

Victor Adler 1870

Eine Republik, die eigentlich keiner wollte: Weder die Siegermächte des Ersten Weltkriegs, die das deutsche Kaiserreich und die Habsburger-Monarchie filetierten. Welche die Wünsche der neuen Republik nach einer Selbstbestimmung aller Deutschen des ehemaligen Habsburgerreiches ignorierten. Welche die Bildung junger und daher schwacher slawischer Nationalstaaten an Stelle eines starken Deutsch- Österreichs forcierten. Die für die südliche Steiermark, das südliche Kärnten, Südtirol sowie Böhmen und Mähren schon ganz andere Pläne hatten. Denen bei dieser Zerstückelung das deutsche Österreich einfach übrig geblieben ist.

Dichtung und Wahrheit

Für die rechte Volkspartei war dies kein Grund zum Feiern, weil es sich bei dieser „Geburt“ um eine kommunistische Revolution gehandelt hat. Und die linken Sozialisten mussten verschweigen, dass ihr langjähriges Idol

Dr. Karl Renner 1905

Dr. Karl Renner – Jahre später der Präsident der zweiten Republik – nicht Österreich, sondern Deutsch-Österreich aus der Taufe gehoben hatte. Wohl erkennend, dass nur eine europaweite sozialistische Revolution zur Vereinigung der aufgezwungenen Zerstückelung der deutschen Reste Österreichs und Deutschlands führen könnte. Die angestrebte Revision des Diktates des „Friedensvertrages“ von Saint-Germain, der bereits zwanzig Jahre später zum nächsten Weltkrieg und zur Hitler-Diktatur führte.

Bei den pompösen Republik-Feierlichkeiten wurde das am 12. November 2018 jubelnde Volk vor dem Parlament, geschmückt mit wehender rot-weiß-roter Fahne, gezeigt. Denn jeder weiß: ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Peinlichst verschwiegen wurde die Forderung des

Otto Bauer, Austromarxist

Austromarxisten Otto Bauer, Deutschösterreich „dem großen roten Deutschland einzugliedern“. Festgeschrieben in Artikel 2 des einstimmig angenommenen Gesetzes: „Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik“. Unerwähnt blieb, dass kurz danach Rote Garden diese Fahnen vom Parlamentsmast rissen, um sie durch die roten Fahnen der kommunistischen Revolution zu ersetzen. Ein Putschversuch, bei dem zwei Tote zurück blieben. Unter den Teppich gekehrt wurde Renners inoffizielle Hymne der ersten Republik: „Deutsch-Österreich, du herrliches Land …“

Renners National-Hymne

All dies zu erwähnen könnte schließlich Wasser auf den Mühlen der „Rechtspopulisten“ sein. Angesichts dieser Deutungsunterschiede der erst 100 Jahre zurück liegenden Ereignisse lässt sich leicht vorstellen, wie es um die „Geschichtlichkeit“ von Jesus Geburt steht. Eine Erzählung, die dem Bedürfnis frühchristlicher Juden nach einer wunderbaren Geburt ihres Erlösers entsprochen hat. Die es aber Milliarden von Menschen ermöglicht, auch 2018 ein fröhliches Weihnachtsfest zu feiern. Unabhängig davon, was verschiedene Kirchen in dieses Ereignis hinein interpretieren.

In dem in Kürze erscheinenden „Jesus Fake“

Jan Fabre – Schlangenskelett

wurden die Geburt Jesus und all die Märchen über seine Jugend komplett aus seiner „Historie“ gestrichen. Denn wir sollten uns nur darauf konzentrieren, was er uns selbst gelehrt hat. Und nicht, was er in den Windeln – oder in die Windeln – gemacht hat. In diesem Sinne können wir auch in Zukunft Österreich ganz ohne strittige Geburtsstunde und Geburtsmythen im Sinne Renners als friedliche deutsche Heimat feiern.

Heiliger Severin hilf!

Spätestens seit der Sintflut muss sich die Menschheit regelmäßig mit Hochwasserkatastrophen herumschlagen.

Die Sintflut - mal heiter
Noah beim Angeln

Deshalb werden Naturgewalten meist als Plage empfunden. Insbesondere, wenn es sich um Sturm und Regen handelt. In solcher Not wird oft nach Gottes Hilfe gerufen. Davon berichtet auch der Mönch Eugippius, der im Jahre 509 die Geschichte des heiligen Severin zu Papier brachte.

Diesen wundersamen Mann hat es von Favianis, der heutigen Innenstadt von Wien, nach Quintanis verschlagen, einem römischen Kastell an der Donau. Dort, in diesem bayrischen Künzing, einige Kilometer Donau aufwärts von Passau (Castra Batavis), gibt es den Angerbach, der dem Ort bei Schlechtwetter immer wieder Hochwasser bescherte. Das setzte auch das kleine Kirchlein am Ufer unter Wasser. Deshalb hatte es statt eines festen Steinbelags nur einen einfachen Holzboden. Alles andere wurde immer wieder fortgeschwemmt.

Als Severin dies hörte befahl er: „Im Namen Christi lege man einen Estrich auf den Bretterboden. Ihr werdet sehen, dass der Fluss nunmehr auf göttliches Geheiß von hier ferngehalten werden wird.“

Heiliger Severin – Beschützer von Künzing

Als der Estrich vollendet war, schritt der Heilige mit einer Axt auf ein Schiff, betete und schlug im Wasser einen Pfosten ein. Nachdem er in diesen das ehrwürdige Kreuzzeichen eingeschnitten hatte, befahl er: „Nicht gestatte Dir mein Herr Jesus Christus fernerhin, dieses Zeichen des Kreuzes zu überschreiten“.

Was weiß Eugippius dazu noch zu berichten? „Von jener Zeit an, wenn der Fluss wie üblich anschwoll und die Umgebung überschwemmte, blieb er im Bereich der Kirche um so viel niedriger, dass er niemals mehr das Zeichen des heiligen Kreuzes, das der Mann Gottes eingeschnitten hatte, überstieg“.

Was sagt die „Osterhofer Zeitung“ zu diesem Wunder:

„Der Angerbach hat seine Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient. Dort, wo er normal fließen soll – am Ortsrand von Künzing –, fließt in der meisten Zeit, genau, gar nichts.

Das Wasser steigt – und steigt

Nur nach Regenfällen bildet sich ein Flüsschen. Und deswegen soll ein drei Meter hoher Deich um Künzing gebaut werden? Nein. Das Problem ist die Donau. In sie fließt der kleine Bach ein, wenn er denn einmal Wasser führt. Doch die Fließrichtung ändert sich, sobald die Donau zu viel Wasser führt, bedeutet: Hochwassergefahr für Künzing“

Was lernen profane Geister aus dieser frommen Erzählung? Vielleicht hätte der Heilige Severin seinen Pfosten in die Donau rammen sollen! Oder die Künzinger haben in letzter Zeit einfach zu wenig gebetet. Jedenfalls haben sie sich nicht mehr auf den heiligen Severin verlassen und 2018 mit dem Bau eines massiven Hochwasserschutzes begonnen. Und die derzeit vom Hochwasser geplagten Kärntner stehen vor der Frage: Findet sich heute noch ein Heiliger, der gesegnete Pfosten in die Drau, Möll, Lieser oder Gail schlägt und den Flüssen künftiges Hochwasser verbietet? Oder wird Beten allein künftig möglicherweise doch nicht reichen.

Allerheiligen – müssen Päpste Heilige sein?

Arlington - ein Ort des Gedenkens

Wunder sind rar geworden – dorch die Heiligen werden immer mehr. Dabei sind Wunder eine Voraussetzung zur Heiligsprechung. Mindestens eines muss dem Apostolischen Stuhl nachgewiesen werden, damit ein Kandidat vom Seligen in die Reihe der Heiligen vorrücken darf.

Johannes Paul II., 26 Papstjahre bis zur Seligsprechung

Wenn mindestens zwei Drittel der dort versammelten Theologen für die Heiligsprechung stimmen, liegt die letzte Entscheidung beim Papst. Sind alle Bedingungen erfüllt, steht der Heiligsprechung, dem Kanonisationsakt, durch den Papst nichts mehr im Wege. Zuletzt wurde 2004 die Zahl der Heiligen und Seligen – dem Martyrologium Romanum – auf 6.650 aktualisiert. Hinzu kommen noch 7.400 Märtyrer.

Am 14. Oktober 2018 hat Papst Franziskus – vulgo Jorge Mario Bergoglio – seinem Vorgänger Paul VI. mit dessen Heiligsprechung jede Wartefrist im Fegefeuer – in dem sich das gemeine Volke mangels Heiligsprechung herum tummeln muss – erspart. Wie zuvor bereits am 27.04. 2014 Karol Jozef Wojtyla – vulgo Papst Johannes Paul II., den Benedikt XVI. bereits am 1. Mai.2011 selig gesprochen hatte. In der Warteschleife befindet sich derzeit noch Papst Pius IX. (1792 – 1878), unter dessen kirchlicher Anleitung viele Juden zum Christentum bekehrt wurden. Der bereits 1907 eingeleitete Seligsprechungsprozess wurde erst von Johannes Paul II. am 3. September 2000 (gemeinsam mit der Seligsprechung von Papst Johannes XXII.) gegen heftige Proteste jüdischer Organisationen abgeschlossen. Da Pius IX. – wie auch Luther – Antisemitismus vorgeworfen wird, muss er für seine Heiligsprechung möglicherweise noch auf die Zustimmung aus Jerusalem warten.

In der christlichen Frühzeit war diese Ehre Märtyrern vorbehalten, die für ihre persönliche Aufopferung für ihren christlichen Glauben ihr Leben geopfert haben.

Hl.Martin: Zu Martini müssen bloß die Gansln dran glauben

Deren Image wurde mit Heiligsprechungen sorgsam gewahrt. Wobei die Entscheidung über diesen bedeutsamen Schritt ins Himmelreich den örtlichen kirchlichen Behörden vorbehalten war. Seit die Kirche dank Konstantin dem Großen zur Staatsreligion geworden wurde, war diese Chance zumindest im südlichen römischen Reich vorbei. Der Kirche gingen die Märtyrer aus. Bei den nördlich der Donau zu missionierenden Heiden – wie etwa wie die Sachsen, die sich partout nicht christianisieren lassen wollten – blieb aber genügend Spielraum für neue Heilige.

Mangels Martyrium blieb frommen Heiligen-Aspiranten nur die Chance, sich mit Wundern zu profilieren. Die waren in den Zeiten gläubiger Christen offenbar recht häufig. Das reichte von prophetischen Vorhersagen über göttliche Offenbarungen bis hin zu – im Alltag recht sinnvollen – Wunderheilungen. Deren Nachweis scheint etwas problematisch gewesen zu sein. Ab Beginn des zweiten Jahrtausends begehrte daher der Papst deren Überprüfung – um sich ab Gregor IX. 1234 das alleinige Recht zur Heiligsprechung vorzubehalten.

1588 wurde das Verfahren in strikte Regeln gefasst. Bis 1978 wurden nach diesem System 302 Heiligsprechungen vorgenommen. Das blieb überschaubar. Aber allein unter Johannes Paul II. waren von 1978 bis 2005 für Heilig- und Seligsprechungen 482 Wunder vonnöten. Mehr als achtzig Prozent aller Heiligen sind im 20. Jahrhundert anerkannt worden. Am 12. Mai 2013 hat Papst Franziskus bei der ersten Heiligsprechung seines Pontifikats Antonio Primaldo gleich mit 800 seiner Gefährten heiliggesprochen – diese allerdings als Märtyrer. Da Johannes Paul II. eines natürlichen Todes starb und daher kein Märtyrer war, hat es mich natürlich interessiert, mit welchem Wunder er 2018 die Kongregation für die Heiligsprechung überzeugt hat. Pressewirksam wurde dieses Wunder jedenfalls nicht erwähnt. Aber vielleicht wussten die Redakteure auch gar nicht, dass für eine Heiligsprechung mindestens ein Wunder erforderlich ist.

Vergänglichkeit, Ölbild, Vincent Van Gogh, Amsterdam

In frühchristlicher Zeit wurde für einzelne Märtyrer am jeweiligen Todestag eine Eucharistie gefeiert. Mit steigender Heiligenzahl war dies nicht mehr möglich. Deshalb wurde im 4.Jahrhundert am 1. Sonntag nach Pfingsten Allerheiligen als Herrentag aller Heiligen eingeführt. Da sollten alle Heilige im Himmel gnädig gestimmt werden. Als Fürsprecher all jener armen Seelen, die bis zum jüngsten Gericht im Fegefeuer ausharren müssen. Für welche zur Rettung des ewigen Seelenheils üppige Spenden an die Kirchen flossen.

In der Ostkirche blieb dies bis heute so. Im Rom ging man jedoch eigene Wege. Dort hat Papst Gregor IV. 835 für die gesamte Westkirche Allerheiligen auf den 1. November festlegte. Bis mit Luther die Protestanten kamen. Die hatten für Fegefeuer und Ablasshandel kein Verständnis – und schafften Allerheiligen einfach ab. Damit wurden die Heiligen als Fürsprecher arbeitslos. Was allen gemeinsam blieb ist ein Gedenktag an die Entschlafenen, an dem das Ewige Leben in den Vordergrund rückt.

Amerikanisch-irisches Gedenken der Heiligen am 31.10.
Party time made in USA

Bei den einen Allerseelen, bei den anderen der Totensonntag. Was überdies blieb ist „All Hallows Eve“ – aller Heiligen Abend – der Abend aller Heiligen. Gefeiert vor Allerheiligen scheint es mir fraglich, ob angesichts dieses irisch-amerikanischen Halloween-Brauchtums tatsächlich irgend einer der Heiligen gedenkt.

 

Können wir noch Christen sein?

Das Fegefeuer als Schreckgespenst

Der evangelische Theologe Gerd Lüdemann stellt die kritische Frage: „Können wir noch Christen sein?“ In seinem Buch „Der große Betrug“ zeigt er an Hand seiner Analyse der kanonischen Texte und des Thomas Evangeliums, wie bereits in der Frühzeit des Christentums die Lehre Jesu mit Fakes verfälscht wurde. Von Kirchenvätern so zurecht gebogen, dass Jesus im Sinne des monotheistischen Judentums als alleiniger und einziger Gott zu verehren sei. Durch Erzählungen von Jesus leiblicher Auferstehung und eines Endgerichtes sollten sich verängstigte Gläubige der Obhut dieser einzige wahren Religion und ihrer Repräsentanten anvertrauen. Andersdenkende, die diesem Gebot nicht folgen, sollen verflucht sein – „anathema sit“.

Der Koran – Intoleranz in 114 Suren

Mit dem „Nostra Aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils haben die Päpste die Konsequenzen aus der Realität gezogen, dass sie in einer laizistischen Gesellschaft nicht mehr die Macht haben, die Religionsfreiheit einzubremsen. Seither wird – wie auch vom Wiener Kardinal Christoph Schönborn – proaktiv „Toleranz“ verkündet. Ohne zu berücksichtigen, dass die Dogmen monotheistischer Religionen der Grundstein für jede Intoleranz sind. Was in christlichen Ländern zur Abwechslung nun die an ihrem einzigen Gott hängenden intoleranten Muslime zu spüren bekommen.

Das Ganze kommt einem bekannt vor: Der Gott, der Israel zu seinem Volk auserwählt, sondert es von allen anderen ab. Der Abfall vom wahren und einzigen Gott – dem Führer dieses Volkes – bedeutet auch Abfall vom eigenen Volk, Volksverrat und somit Staatsverrat. Eine Ideologie der Ausgrenzung, die auch im „Dritten Reich“ erfolgreich praktiziert wurde.

Heute reicht der christliche Kirchenbann – anathema sit – nur noch dafür, dass einem „ungläubigen“ Religionswissenschafter wie Lüdemann seine Lehrbefugnis an der theologischen Fakultät entzogen wird.

Gerd Luedemann, ein Ketzer unter Kirchenbann

Er zeigt uns lebensnah, dass für die Ausbreitung der frühen christlichen Kirche die Duldung nichtrömischer Religionen durch römische Behörden von wesentlicher Bedeutung war. Dieses System griechisch-römischer Toleranz wird heute von jenen gepredigt, die damit ihre ethische Überlegenheit zur Schau stellen.

Die Intoleranz – systembedingt

Die damit neuer Intoleranz – etwa der des Islam – den Weg ebnen.

Die Neuübersetzung der Evangelien in dem in Kürze erscheinenden Buch „Jesus Fake“ zeigt: Jesus war ein Revolutionär gegen dieses völkisch-monotheistische Gottesbild des Judentums. Er würde heute auch gegen die intoleranten Religionsgesetze des Islam kämpfen. Und er würde die heuchlerische Toleranz christlicher Kirchen aufzeigen, die sich nicht von ihren Dogmen trennen können.

Kämpferin gegen Verschleierungsgebot
Zana Ramadani – gefährdete Frauenrechtskämpferin

Jener Kirchen, die sich gleichzeitig dem „Toleranzwahn der Deutschen“ (O-Ton der Menschenrechtsaktivistin Zana Ramadani in „Die verschleierte Gefahr“) verschrieben haben.

Allerdings würde er mit seinem radikalen Kampf gegen das Böse heute nicht gekreuzigt werden – sondern wahrscheinlich einem Attentat oder einem Meuchelmord zum Opfer fallen.

Die Intoleranz der Evangelien

Toleranz ist zum Modewort geworden. Etwa beim Mainstream, der damit gegen die „Hassprediger“ zu Felde zieht. Diesen Zug will auch Kardinal Christoph Schönborn nicht verpassen. Für ihn muss der Evangelist Markus herhalten, um sonntags in der Kronenzeitung die „richtige“ Toleranz zu predigen.

Vertreter christlicher Kirchen sollten bei diesem Thema jedoch ganz leise treten. Denn es sind die Kirchen und ihre Dogmen und nicht deren Gläubigen, die andere Religionen und Meinungen nicht gelten lassen. Bis hin zur Verfolgung, ja bis zu Religionskriegen, wie Schönborn offen zugibt. Die Historie zeigt, dass sich diese Kirchen und deren Autoritäten bei der „Toleranz“ auf ganz brüchiges Eis begeben.

Denkmal des Giordano Bruno in Rom am Campo de Fiori

Immer wenn ich in Rom am Campo de Fiori vorbeikomme, lege ich für Giordano Bruno eine kurze Gedenkminute ein. Dort steht seit 1889 sein Denkmal. Ein von Freimaurern initiiertes Mahnmal, gegen dessen Errichtung der Vatikan Sturm gelaufen ist. Bruno war ein neapolitanischer Ordensbruder, Philosoph und Astronom – der als einer der Ersten die Unendlichkeit unseres Universums erkannte. Das Göttliche lag für ihn als Pantheist in der Struktur des Universums, wofür er keinen personifizierten Gott erforderlich erachtete. Weshalb er auch die Marienverehrung verweigerte. Als bekannt wurde, fass er die Schriften des Kirchenvaters Hieronymus in der Latrine versenkt hatte, musste er vor der römischen Inquisition zu den Protestanten flüchten. Bis ihn auch die Calvinisten und Lutheraner wegen seiner Weltanschauung und seiner Lehre mit der „Kirchenzucht“ belegten und inhaftierten.

Früher wäre das Buch verbrannt worden

So war er sein Leben lang mit der Ablehnung von Gottessohnschaft und Jüngsten Gericht vor den Kirchen auf der Flucht. Getrieben vom Heimweh, kehrte er nach Italien zurück. Nach achtjähriger Haft wurde er am 17. Februar 1600 in Rom als Ketzer verbrannt. Erst vierhundert Jahre später ließ sich der Papst dazu herab, diesen in Gottes Namen vollbrachten Mord als Unrecht zu betrachten.

Theologe Gerd Luedemann, ein Ketzer der Jetztzeit

Der deutsche Theologe Gerd Lüdemann hat Glück, dass er im 21. Jahrhundert lebt. Denn seit dem Holocaust ist das Verbrennen von Menschen nicht mehr in Mode. Er beweist mit seiner Forschung die mangelnde Integrationsfähigkeit früher Christen. Der im ersten Gebot der alttestamentlich-jüdischen Tradition begründete Monotheismus hatte zur Folge, dass sie ihren Kontakt zu ihren heidnischen Mitbürgern stark einschränkten. Während andere Religionen loyal die Götter Roms respektierten, waren die intoleranten Christen wegen ihres exklusiven Gottesverständnisses dazu nicht in der Lage. Sie hielten ausschließlich den Vater Jesu Christi für den wahren Gott – wie schon zwei Jahrhunderte zuvor die Makkabäer nur Jahwe als Gott Israels und als einzigen Gott der Welt anerkannten.

„Alles andere waren nichts als böse Dämonen, wie immer sie hießen. Christen kauften ihr Fleisch nicht mehr beim heimischen Fleischer, da sie kein Götzen geopfertes Fleisch verzehren wollten; sie besuchten nicht mehr das Theater, denn die dort aufgeführten Spiele handelten von Pseudo-Göttern; sie nahmen in der von ihnen bewohnten Stadt nicht an den zahlreichen Festen für die verschiedenen Stadtgottheiten teil. Ihre Konvertiten rekrutierten sich hauptsächlich aus den unteren Schichten. Außerdem verweigerten sich die allermeisten der Diskussion mit gebildeten Heiden und verlangten von ihren Anhängern und Sympathisanten, keine Fragen zu stellen – war doch allein der Glaube allen wichtig.“ So skizziert Lüdemann lebensnah das Gemeindeleben der frühen Christen.

Die verschleierte Gefahr

Diese haben ihre Intoleranz aus der Thora des Judentums übernommen. Später ist dann der Islam diesem Beispiel gefolgt. „Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf. Wenn sie aber bereuen und das Gebet verrichten und die Zakah entrichten, dann gebt ihnen den Weg frei. Wahrlich, Allah ist Allvergebend, Barmherzig.“ Diese Sure 9:5 des heiligen Korans ähnelt der Hetze zu Pogromen und zur Ausrottung ganzer Völker, wie dies heute noch die heilige Thora und das heilige Alte Testament ungestraft propagieren dürfen.

„Wer nicht konvertiert, soll getötet werden. So geschieht es in Pakistan und Afghanistan, in Ägypten und Nigeria, kurz: wo immer der Wahn von einem islami(sti)schen Staat wütet“, bringt die kämpferische Menschenrechtsaktivistin Zana Ramadani die Problematik des Islam auf den Punkt.

Mehr dazu in Kürze –  in meinem nächsten Blog!

 

 

 

 

Die hohe Kunst der FAKES

König der Fälscher

Hitlers Tagebücher

Am 25. April 1983 verkündete das „stern“ – Magazin vor 17 Fernsehteams und 200 weiteren Reportern den Start der Veröffentlichung von Hitlers

Hitler Briefmarke 1942

persönlichen Tagebüchern in 62 Bänden. Auf Grund des weltweiten Interesses hatte der Bertelsmann-Verlag vorweg deren Echtheit durch den britischen Historiker Hugh Trevor-Roper und seinen US-Kollegen Gerhard Weinberg überprüfen lassen. Auch der US-Schriftexperte Ordway Hilton und der Schweizer Kriminalwissenschaftler Max Frei-Sulzer bestätigten an Hand von Schriftvergleichen die Authentizität dieser Tagebücher. Überdies hatte auch das deutsche Bundesarchiv keine Bedenken gegen diese handschriftlichen Aufzeichnungen.

Konrad Kujau, König der Fälscher

Niemand bezweifelte die Geschichte des deutschen Malers Konrad Kajau, wie er in den Besitz dieser Urkunden gekommen ist, die zu Kriegsende bei einem Flugzeugabsturz aus den Flammen gerettet werden konnten. Für den Kauf und die Veröffentlichung dieser Dokumente hatte der Verlag 9,3 Millionen Mark bezahlt. Erst eine Materialprüfung des Bundeskriminalamtes belegte, dass das Papier der Tagebücher erst nach dem 2. Weltkrieg erstmals produziert wurde. Die Tagebücher entpuppten sich als Fake aus der Feder Kajaus, der dafür neben seinem „Autorenhonorar“ eine viereinhalbjährige Haftstrafe kassierte.

Plinius – Briefe

Eine ähnliche Sensation gab es im Jahre 1502. Da schlug die erstmalige Veröffentlichung eines Briefwechsels zwischen dem altrömischen Senator und Schriftsteller Plinius dem Jüngeren und dem römischen Kaiser Trajan aus den Jahren 111 bis 113 n. wie eine Bombe in der humanistisch gelehrten Welt ein. Vierzehn Jahrhunderte lang hatte niemand von dieser nunmehr vom Veroneser Philosophieprofessor Hieronymus Avantius veröffentlichten Korrespondenz Kenntnis. Darunter zwei Briefe, in denen erstmals nichtchristliche Autoren die moralische Integrität und religiöse Standhaftigkeit der frühesten christlichen Märtyrer bezeugen. Texte, die bis heute von Theologen als frühestes nichtchristliches Jesus-Zeugnis bewertet werden.

Denkmal des Philosophen Plinius
Plinius der Jüngere

Dieser 61 n. geborene Plinius war ein Neffe des berühmten Schriftstellers Plinius des Älteren. Er hatte die klassische Beamtenlaufbahn absolviert und es dank seiner Familie und Begabung bis zum kaiserlichen Legaten gebracht. Im Jahre 111 wurde ihm die Verwaltung der kleinasiatischen Provinzen Bithynien und Pontus – im Nordwesten der heutigen Türkei – übertragen. In neun Bänden behandelte er – literarisch in Briefform gekleidet – alle damals relevanten künstlerischen, politischen und juristischen Themen des gesellschaftlichen Lebens in Rom. Ein „Highlight“ war sein Bericht über die Vesuv-Katastrophe, bei der auch sein prominenter Onkel in Pompeji ums Leben gekommen war.

Apostel Paulus trifft Seneca

Und nun tauchte fast fünfzehnhundert Jahre später ein zehnter Band mit kaiserlicher Korrespondenz aus der Frühzeit des Christentums auf. Quasi als Ergänzung zum Briefwechsel des berühmten Philosophen Seneca mit dem Apostel Paulus. In diesen vierzehn Briefen – davon acht von Seneca und sechs von Paulus – bestärkt der auf seinen Prozess wartende Paulus seinen Freund Seneca, am kaiserlichen Hof dem jugendlichen Kaiser Nero die Lehre Jesu zu verkünden. Eine Handschrift, die erstmals 392 n. vom Kirchenvater Hieronymus erwähnt wurde. Ein Briefwechsel, der bisher als unangreifbar echt galt. Dessen Echtheit jedoch um 1500 – somit knapp vor Avantius Veröffentlichung der neuen Plinius–Briefe – vom reformerischen Humanisten Erasmus von Rotterdam bezweifelt wurde. Der beurteilte es als eine „schamlose Narretei“, Seneca so reden zu lassen; und eine „Gotteslästerung“, Paulus derart triviale Worte in den Mund zu legen.

Avantius behauptete, dass er die Briefe von einem gewissen Petrus Leander übermittelt bekam. Der habe sie aus Paris nach Verona gebracht. Der venezianische Buchdrucker Monutius Aldus erwähnte dann in einer weiteren Auflage, dass der berühmte Geistliche, Architekt und Antiquar Fra Giocondo diesen Codex in einer Pariser Bibliothek entdeckt habe. Sämtliche spätere Verleger haben sich dann auf diesem Aldus berufen.

109 dieser Briefe stammen aus den 18 Monaten der Statthalterschaft in Bithynien, und zwar 61 von Plinius und 48 Antworten von Trajan. „Viele Briefe in so kurzer Zeit“, bemerkt dazu der evangelische Theologe Hermann Detering in seiner kritischen Abhandlung „Falsche Zeugen“ trocken. Deshalb gab es bereits vor der Erstausgabe 1502 Zweifel an der Echtheit dieses „Briefwechsels“. Neben der dubiosen Entdeckungsgeschichte dieser Handschrift stachen den Kennern der anderen Plinius-Bände auch sprachliche Ungereimtheiten ins Auge.

Plinius als Blogger

Dazu kam die Trivialität dieser „kaiserlichen Korrespondenz“, die weitere Zweifel nährte. Lapidare Mitteilungen ohne briefliche Einleitung, wie etwa über das Eintreffen eines Legaten aus Rom oder schlichte Geburtstagswünsche, für die sich der Kaiser artig bedankt. Wie dies heute auf Facebook üblich ist. Im Telegrammstill mit meist bedeutungslosem Inhalt, So scheint es Detering geradezu grotesk, dass Plinius – einst auch oberster Verwalter der Kloaken Roms – in Brief 98 Trajan als Bauherr berühmter Bauwerke (wie etwa die Donaubrücke) um die kaiserliche Zustimmung zur Eindeckung einer Kloake ersucht. „Wobei der Statthalter auf Antworten des mehr als 2.000 Kilometer entfernt in Rom lebenden Kaisers sicherlich mehrere Wochen warten musste.“

Hermann Detering als kritischer Theologe

Den Verfechtern der Echtheit geht es vor allem um die zwei sogenannten „Christenbriefe“, die das Märthyrertum früher Christen belegen. Sie berufen sich auch auf den Kirchenvater Tertullian, der als erster einen derartigen kaiserlichen Briefwechsel erwähnt. Allerdings verweist Detering auf die zweifelhafte Historizität der von Tertullian zitierten „Dokumente“: Der etwa die Registrierung von Jesus Geburt in den Archiven Roms bezeugt. Oder der von einem Brief Marc Aurels über ein christliches Regenwunder berichtet – das es nie gegeben hat. Oder der vom Apostel Johannes zu berichten weiß, dass dieser – in siedendes Öl geworfen – diese Tortur ohne Schaden überstanden hat.

Tertullians Phantasie hat auf andere Kirchenväter wie Hieronymus im 4. Jhdt. oder Marianus Scotus im 11. Jhdt. befruchtend gewirkt. Sie haben sich in ihrer Lehre auf diese Briefe berufen, ohne sie je gesehen zu haben. Tatsächlich ist die angeblich in Paris aufgefundene Plinius – Handschrift schon kurz nach ihrer Veröffentlichung verschollen. Jedenfalls scheint Frau Giocondo – volgo Jucundus Veronensis – der einzige gewesen zu sein, der diesen Codex je zu Gesicht bekommen hatte. Möglicherweise hat Tertullian einen Autor zu einem derartigen 10. Plinius Band animiert. Vielleicht stammt er direkt aus der Feder des Frau Giocondo als profunden Kenner der römischen Kaiserzeit, der damit Zweifel protestantischer „Kirchenfeinde“ an der Echtheit der Paulus/Seneca-Korresondenz zerstreuen wollte.

Plinius: Eine super Fälschung

Ob Plinius oder Seneca – mit beiden Namen haben spätere christliche Verleger jedenfalls ein gutes Geschäft gemacht. Die Echtheit dieser Werke kann heute niemand an Hand von Papier- oder Tintenproben überprüfen. Das Schicksal der Enttarnung gefakter Hitler – Tagebücher blieb dem „Parisianus“ bis heute erspart. Damit Theologen solch enttarnte Fälschungen nicht bei ihrem hässlichen Namen zu nennen brauchen, verpasste ihnen die Kirche eine neue wissenschaftliche Identität: PSEUDOEPIGRAPHIE – die Kunst, gefälschte Dokumente unters Volk zu bringen.