Kickl und die Bibel

Spätfolgen unbehandelter Lepra. Der Lepra-Fuß

Pandemien hat es schon vor tausenden Jahren gegeben. Die älteste dieser „Seuchen“ dürfte die Lepra gewesen sein. Sie galt als Gottes Strafe. Daher oblag die Heilung gemäß der Torah den Priestern. Mit etwas ausgefallenen Methoden. Heute ist die Weltgesundheitsbehörde WHO mit ihre Ausrottung befasst. Eine Therapie gibt es schon seit 40 Jahren. 2021 kündigte die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosenhilfe“ (dahw.de) nach 17 Jahren Forschung einen Durchbruch beim Lepra-Impfstoff „LepVax“ an. 2025 wird mit dessen Zulassung gerechnet. Bei den Coronavirus-Impfstoffen ist das alles etwas flotter gegangen.

Tuthmosis III. und seine Gesundheit-Papyri

Die erste urkundliche Lepra-Erwähnung findet sich bereits im 1901 entdeckten Papyrus Hearst aus der Zeit von Tuthmosis III. (1479 – 1425 v.Ch). Die alten Ägypter beschrieben darin Symptome, Diagnose und Behandlung diverser Leiden – ein medizinisch durchaus professioneller und praktischer Ratgeber.

Im deutschen Sprachbereich setzte sich für diese infektiöse Hautkrankheit mit einer langen Inkubationszeit der Begriff „Aussatz“ durch. Weil die davon Betroffenen aus der Gemeinschaft der Gesunden ausgesondert, aus ihrem Dorf ausgestoßen – ausgesetzt – wurden. Aus der Sicht jüdischer Priester handelte sich es um zeichenhafte Veränderungen, die sich mit – Jahwes Hilfe – mit Opfergaben beseitigen lassen.

Prof. Dr. Wolfgang Klosterhalfen (Foto:Who-is-HU)

Demensprechend ist Jahrhunderte nach Tuthmosis die Behandlung in Kapitel 14 des Buch Levitikus. Wolfgang Klosterhalfen hat sie in „Oh Gott, die Bibel“ in Reime gefasst:

„Wer Lepra hat, zum Priester geht, weil der von Heilung was versteht.
Der Kranke nehme Vogelblut, in das der Priester Wolle tut.
Worauf der Priester ganz gewitzt das Blut auf den Patienten spritzt.
Er spritzt und reinigt siebenmal, und sieben ist der Tage Zahl,
die der Patient im Lager lebt. Danach mir noch zwei Lämmer gebt.
Das eine wird sofort geschlachtet, wobei die Regeln ihr beachtet:
Tut Blut auf Ohr und Hand und Zehen, dann wird der Aussatz wieder gehen.
Gebt Öl dem Priester in die Hand und schlachtet mir ein Lamm zum Brand.
Mit Lepra straf die Sünder ich, die Krankheit geht nur weg durch mich.“

Der dankbare Samariter

Codex aureus Epternacensis (ca.1035)

Angesichts dieser alten Überlieferung darf auch im Neuen Testament der Aussatz nicht ganz unerwähnt bleiben. Zumindest das Lukas-Evangelium (Luk 17, 11-14) lässt Jesus am Weg von Samaria nach Galiläa „en passant“ zehn Aussätzige heilen. Nur einer bedankte sich.
„Zehn Männer, die an Aussatz litten,
die taten Jesus Christus bitten.
Sie wurden alle wieder rein.
(Ein Wunder muss geschehen sein).“

Was schon Goethes Faust treffend feststellte: „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. Zu jenen Sphären wag’ ich nicht zu streben.“
Das ist auch der Grund, warum ich in Karl Kolms Evangelienharmonie „JESUS trifft „BUDDAH – Das atheistische Evangelium“ dieses – nur von Lukas berichtete – Wunder als späteren Einschub ganz weggelassen habe.

Heute wissen wir, dass Lepra vom Mycobacterium leprae verursacht wird – und mit Antibiotika heilbar ist. Ein medizinisches Wissen, das uns vielen Krankheiten äußerst hilfreich ist. Etwa, wenn es darum geht, mit bösartigen Viren umzugehen. Ein Wissen, das sich aber noch nicht überall herumgesprochen hat.

Arzneimittel Ivermectin: 2015 mit Nobelpreis

Etwa, wenn zur Vorbeugung und Behandlung von Corona Covid-19 das Antiparasiticum „Ivermectin“ empfohlen wird. Das im Labor bei entsprechenden Zellkulturen durchaus in der Lage ist, Covid-19 Viren großteils abzutöten. Beim Menschen wären davon allerdings letal hohe Dosen erforderlich. Der medizinische Effekt: Behandlung erfolgreich – Patient tot.

Lepra-Impfstoff „LepVax“

Gute Christen sahen in solchen Epidemien durch Jahrhunderte ein Werk des Teufels. Manche Gläubige – die nichts vom Anti-Wurm-Mittel halten – tun es heute noch. Und empfehlen zur Vorbeugung: Schulter an Schulter sitzend zu singen und Gott zu preisen. Wie kommentiert Klosterhalfen die biblische Lepra-Behandlung:

„Der Leser liest und staunet stumm, denn dieser Gott ist wirklich dumm.
Doch heute hat die Medizin Dapson und auch Rifampizin.
Die Forschung forscht gewissenhaft, wodurch sie neues Wissen schafft.
Der Kranke gilt nicht mehr als Sünder, der Arzt wird nun zum Heilsverkünder.
Mit Pharmaka heilt man oft Leiden bei Alten, Jungen, Knaben, Maiden.
Und nicht nur bei den kleinen Pimpfen erzielt man viel durch kluges Impfen.
Nicht heilbar ist der Gotteswahn, doch nagt an ihm der Zeiten Zahn.“

Lepra-Forschung vor Ort

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