Weihnachten ohne Christkind

Christus – die wahre Sonne – der unbesiegbare Gott

Corona macht dem Christkind heuer einen Strich durch die Rechnung. Große Familienfeste sind verboten. „Frohe Weihnachten“ können wir unseren Freunden nur per Telefon, WhatsApp oder Skype wünschen. Es bleibt uns jedoch die Weihnachtskrippe. Die soll aus päpstlicher Sicht „den Glauben an das Mysterium der Geburt des Erlösers“ fördern. Vielleicht sollten wir uns auch daran erinnern, dass es das Weihnachtsfest erst seit dem vierten Jahrhundert gibt. Das wir einem alten heidnischen Sonnengott verdanken! Das soll unsere christliche Weihnachtsfreude jedoch nicht beeinträchtigen.

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Um die Zeitenwende war das römische Reich schon mehrerer Jahrzehnte von Bürgerkriegen gebeutelt. Das entwurzelte und ausgeplünderte Volk sehnte sich nach Frieden. Es suchte Trost und Befreiung bei diversen Religionsströmungen wie Astrologie, chaldäische Lehren und anderes mehr. Aus dem hellenistischen Osten hielten mystische Lehren, extatische Erfahrungen und mehr oder minder geheimen Offenbarungsreliogionen ihren Einzug. Unter Kaiser Augustus kehrte vorübergehend Frieden ein. Er initiierte zur Stärkung der Einheit des Reiches eine Renaissance der alten römischen Religion mit ihren alten Göttern und Riten.

Auch ein Sonnengott war darunter: Gott Sol als Pendant der Mondgöttin Luna. Beide spielten neben Apollo, Jupiter, Mars, Merkur, Neptun etc. nur eine untergeordnete Rolle. Dieser Sonnengott der alten römischen Mythologie erlebte erst 200 Jahre später seinen Höhenflug: Unter Caracalla und der Kaiserin-Mutter Julia Domma, welche die Tochter eines Elagabal-Priesters war. Das war der in Syrien den Götterhimmel dominierende Sonnengott – eine Variante von Baal – dessen Kult auch die Römer begeisterte.

Von Sonnengott Sol zu Gott Elagal

Sol-Schrein auf Denar-Münze 42 v. (Foto: H.Junghans)

Caracallas Cousin und Nachfolger im Kaiseramt stammte aus einer lokalen arabischen Königsfamilie in Syrien. Dieser Kaiser Elagabalus – bekannter als Marcus Aurelius Antonius – ersetzte im römischen Pantheon kurzerhand Jupiter durch Elagabal und wurde dessen Hohepriester. Mit dem klingenden Titel: „sacerdos amplissimus dei invicti Soli Elagabali, pontifex maximus“. In seinem kurzen Leben – er wurde achtzehnjährig ermordet – spendete er in Rom seiner Gottheit einen Tempel.

Das innerste Heiligtum dieses „Elagabalium“ war ein schwarzer Meterorit aus Emesa, dem heutigen Homs in Syrien. Derartige Kultsteine gab es in der Antike häufiger. Jener der biblischen Kanaaniter mit ihrer dem Baal-Kult ähnlichen Religion ist uns bis heute bekannt: er wurde auf Befehl Moses zerstört. Die Feste für diese Gottheit erlangten dank der Gratisausspeisungen in Rom größte Popularität. Bei diesem wurde der arabische Kult-Stein unter Trommelwirbel tanzend von den Senatoren umrundet – was uns aus vorislamischer Zeit auch aus Mekka bekannt ist. Ein Stein-Kult, der sich dank Mohammed bis in die Gegenwart hinübergerettet hat.

218 n.: Goldmünze des Sol Elagabal mit Kult-Stein am Triumph-Wagen

Mit dem Tod dieses Kaisers sank der Ruhm Elagabals – der Meteorit wurde zurück nach Homs gebracht. Als „Sol Invictus“ – unbesiegbarere Sonnengott – blieb er jedoch den Römern erhalten. Die Kaiser sahen in ihm den Garanten für ihre Weltherrschaft. So hatte Kaiser Gordian III. seinen Amtsantritt mit einem Sonnenaufgang verglichen – vielleicht als Vorbild für Präsident Trump in Washington. Als einige Jahre später Kaiser Aurelian unter dem Schutz des „Sol Invictus“ das Heer der palmyrenischen Herrscherin Zenobia bei Homs besiegte, feierte er diesen Triumph im dortigen Heiligtum des Elagabal. Er erklärte „Sol Invictus“ zu seinem persönlichen Schutzpatron – ähnlich wie es später Kaiser Konstantin nach gewonnener Schlacht mit dem Christentum machte.

Der neue Sol Invictus

Thronender Gott Odin/Wodan, 900 n. Wikingermuseum Roskilde

Sol Invictus wurde zum Herrn des Römischen Reiches gekürt. Ähnlich dem Heiligen Stephanus als Schutzpatron der Ungarn, dem Heilige Jakobus für Spanien oder des Sankt Patrick für Irland. Aurelian stiftete seiner Gottheit in Rom einen Tempel. Eingeweiht wurde dieser am 25. Dezember 274. Ein Tag, der gleichzeitig zum Staatsfeiertag erklärt wurde. Der im Laufe der Jahrzehnte – etwa auch unter dem bei uns so populären Kaiser Probus – immer beliebter wurde. Er galt letztendlich als Geburtstag dieses Gottes. Ein Tag, der seit Julius-Caesars-Kalenderreform mit der Wintersonnenwende zusammenfiel. Um diese Zeit veranstalteten in vorchristlicher Zeit auch die Germanen ihr Julfest zu Ehren ihres Gottes Odin. Was es der späteren Christianisierung erleichterte, an einem derartigen Festtag Odin vulgo Wodan gegen Christus auszutauschen – oder beide gleichzeitig zu feiern. Nur die Sachsen erwiesen sich als etwas widerborstig. Bis Kaiser Karl der Große – der „Sachsen-Schlächter“ – sie von der Notwendigkeit einer derartigen Konversion überzeugte.

50 Jahre nach Aurelian fand auch Kaiser Konstantin – „der Große“ – Gefallen an diesem populären Sonnengott. Vor allem nach der Überwindung seines Gegners Maximian im Jahr 310 zeigte er sich als besonders eifriger Verehrer des Sol Invictus, den er anscheinend mit Apollo gleichsetzte. Wie seine Vorgänger sah er sich als dessen irdischer Vertreter, unter dessen besonderen Schutz er zu stehen glaubte. Selbst nach seinem Sieg über seinen Konkurrenten Licinius im Jahr 312 nahm er im Triumphbogen Bezug auf diese „divinitas“ – die Gottheit seines Schutzpatrons – Bezug. 321 machte er den dem Sonnengott geweihten Sol-Tag, an dem auch die Christen feierten, als Sonntag zum gesetzlichen Ruhetag. Zur Freude der aufstrebenden christlichen Kirche, die von ihrer neuen Gottheit schwärmte. Und Konstantin letztlich überzeugen konnte, Jesus Christus gegen den Sol Invictus auszutauschen. Womit im Jahre 325 auch die Prägung der Sol-Münzen endete.

Lyon 309 n.: Kaiser Konstantin als Sol Invictus

Die junge Großkirche hatte nun einen neuen Schutzpatron. In dessen Macht es auch stand, heidnische oder „ketzerische“ christliche Religionen wie etwa die Arianer zu verbieten, deren Tempel und Gotteshäuser zu schließen und ihr Vermögen zu Gunsten „seiner“ Kirche zu konfiszieren. Die es nun nicht schwer hatte, auch das Geburtsfest des Sol Invictus zu ihren Gunsten zu „kapern“. Der 25. Dezember wurde einfach zum Geburtsfest ihres Christus als die wahre Sonne – der neue unbesiegbarere Gott – umfunktioniert. 336 ist der 25.Dezember erstmals als Christfest dokumentiert. Bis dahin waren nur Ostern und Pfingsten die wichtigen kirchlichen Feste.

Vom Sonnengott zum Froschkönig

Froschkönig in Wien (Foto. Gugerell)

Eine passende Erklärung hatten die Bischöfe schon durch das Lukas- und das Matthäus-Evangelium längst zur Hand. Deren Autoren konnten bei ihren Erzählungen auf Buddhas Geburtslegende zurückgreifen. Auch der hatte eine jungfräuliche Mutter mit einer unbefleckten Empfängnis – eine sogenannte Parthenogenese. Eine Fortpflanzung ohne männlichen Partner, wie wir dies gelegentlich auch in der Natur antreffen: Etwa beim Rochen und einigen Hai Arten, beim Komodowaran bis zum Jungferngecko. Bei denen hat die Evolution in hunderten Millionen Jahren derartige Ausnahmen geschaffen. In Grimms Märchen kann ein unscheinbarerer Frosch dank übernatürlicher Kräfte schon in wenigen Augenblicken zum strahlenden Prinzen werden. Mit einem kräftigeren Evolutionssprung wäre er vielleicht gleich zum Welterlöser geworden.

Im Buddhismus wurde diese schwangere Maya wie die heilige Maria von ihrer Niederkunft auf einer Reise überrascht. Und der weise Prophet Asita kam zu dieser Geburt vom Himalaya herab und prophezeite ihrem königlichen Ehemann: „Euer Sohn wird hier zum Heile alles dessen, was lebt geboren. Er wird ein Welterlöser werden und ein dauerhaftes Licht anzünden in allen Wesen…“ Diese ins Christliche übertragene Legende der zwei Evangelisten wurde in einem nachfolgenden Konzil zur historischen Wahrheit erklärt. Wie auch die unbefleckte Empfängnis zum Dogma erhoben wurde.

Buddha unter dem Bodhi-Baum

Die weltweite Mythologie kennt auch eine Menge anderer Darstellungen, die an Stelle einer väterlichen Zeugung – wie durch den Heiligen Geist“ – eine magische Empfängnis schildern. Durch den Genuss eines Apfels oder sonstiger Früchte, von Kieselsteinen oder Fichtennadeln. Oder durch riechen, wie bei Ovid etwa die Göttin Juno den Mars durch riechen an einer Blume empfängt. So bewirkt auch der Geruch einer Frucht bei der Tochter Abrahams deren Schwangerschaft. Daneben finden wir auch andere gottbewirkte Fruchtbarkeiten bei alttestamentlichen Frauen, etwa Lea, Rebekka oder Sepphora. Und ein gnadenhaftes Eingreifen Gottes bei alten, unfruchtbaren Frauen: Bei Sara, bei Hanna oder bei Simsons Mutter im Buche Richter. Und auch die alten Ägypter scheinen an eine reale Zeugung durch den Geist Gottes geglaubt zu haben.

Sara’s Sohn Isaac mit seinem Vater Abraham (Foto Directmedia)

Jesus-Jünger des 21.Jahrhunderts sehen all das etwas skeptischer. Sie fragen: Ist die Allmacht Gottes nicht ausreichend, um auf Erden zu wandeln, ohne von einer Jungfrau geboren zu werden? Ist dafür ein „Heiliger Geist“ und eine Geburt in Betlehem erforderlich? Wozu braucht Jesus einen Stammbaum von achtundzwanzig Generationen, der bis zu Abraham zurückreicht? Kleingläubig die, die einen Propheten brauchen, der Jesus vorweg als Messias ankündigt! Wer bracht das Wunder einer Himmelfahrt, um an Jesus und einen Allvater zu glauben? Um das zu glauben, woran Jesus geglaubt hat.

Was Jesus wirklich sagte

Fragen, die keinesfalls das Weihnachtsfest trüben sollen – sondern bloß zum Nachdenken anregen. Erzählungen über eine Jungferngeburt der Maya oder der Maria – als Parthenogenese von Buddha und Jesus – sind für deren Lehre völlig ohne Relevanz. Was Jesus wahrscheinlich wirklich gepredigt hat, findet sich in meiner Evangelienharmonie „JESUS trifft BUDDHA“. In dieser wurden derart romantisierende Legenden einfach weggelassen. Dieses Buch ist seit 2020 in jeder Buchhandlung und auf allen großen Buchhandelsplattformen erhältlich.

 

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