Wer hat Willi ermordet?

Ein Totenschein - sonst nichts!
Das blieb von Willi!

Mein offener Brief an den Bundespräsidenten

Am 6. Februar 2016 wurde der damals 52jährige Wiener Kaufmann Wilhelm Klinger in Senegal bestialisch ermordet. lch bin – bzw. war – ein Freund von Willi und vertrete als emeritierter Rechtsanwalt die österreichischen Hinterbliebenen. Da Willi unverheiratet blieb sind dies die in seinem Testament eingesetzten Familienmitglieder und Freunde. Diese haben seit nunmehr drei Jahren vergeblich versucht, Licht in das Dunkel dieser Ermordung zu bringen und die näheren Umstände dieses Mordes zu erfahren. Auch, ob der oder die Mörder gefunden und zur Rechenschaft gezogen wurden.

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Zeig mir deine Wunde

Wiener Dommuseum 2019

Die Verletzlichkeit der menschlichen Kreatur – das ist das Thema einer Ausstellung, die noch bis 25. August 2019 im Wiener Dom Museum zu sehen ist. Im Zentrum steht – nahe liegenderweise – Jesus.

Pieta

Wie sehr seine Leiden den Künstlern vergangener Jahrhunderte zu Herzen gingen, wurde in derart geballter Form bisher noch nie präsentiert. Im Vergleich sind die parallel dazu gezeigten abstrakten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts saft- und kraftlos. Trotz aller Bemühungen der Kuratoren Johanna Schwanberg und Christian Sturminger, die Gleichwertigkeit der Exponate erfassbar zu machen.

 

 Die Bilder signalisieren: Die vielfach unbekannten Schöpfer dieser Kunstwerke glauben die Erzählungen, die sie hunderte Jahre nach den tatsächlichen Ereignissen in Bildern und Skulpturen darzustellen versuchen.

Kruzifixus 18.Jhdt

Es gibt nur wenige Darstellungen des gekreuzigten Christus, welche die Qualen der erlittenen Passion so drastisch schildern, wie sie ein hölzerner Kruzifixus von Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt. Der Leib des Gekreuzigten – aus dem Museum Schnütgen in Köln – ist über und über mit klaffenden Wunden in unterschiedlicher Größe übersät. Teilweise sind sie so tief, dass Gelenke und Rippenbögen sichtbar werden.

Wopfinger Pieta

Die „Wopfinger Pieta“ (1420-1430) ist eine Holzskulptur mit Maria und dem Leichnam Jesus, die in berührender Weise das Leiden jeder Mutter beim Tod ihres Kindes zum Ausdruck bringt.

Der ungläubige Thomas

Und der ungläubige Thomas hat tatsächlich jene Wunden betastet, die Jesus – nach seiner Wiederkunft bereits als strahlender Messias – bei seinem Martyrium erleiden musste.

Giovanni Giuliani 1695

Neben Jesus gibt es eine Vielzahl von Märtyrern, deren Lebensgeschichten den Künstlern reichlich Stoff für ihre Bilder geboten haben. Etwa für den venezianischen Bildhauer Giovanni Giulani im Jahr 1695. Sein Heiliger Sebastian zeigt einen lockigen Jüngling, der wegen seines christlichen Glaubens auf Befehl des römischen Kaisers Diokletian von numidischen Bogenschützen hingerichtet werden sollte.

Märtyrer

Besonders krass werden solche Geschichten, wenn gleich drei enthauptete Heilige ihre Köpfe wie Gaben der Christenheit darbringen.

Hitler statt Jesus

Gezeigt wird auch ein Altarbild, auf dem Jesus 1938 von randalierenden Jung-Nazis durchlöchert wurde. Die sich Hitler statt Jesus als Führer auserkoren hatten. Diese Zeit ist überwunden. Es gibt keinen Führer mehr. Das spiegelt sich auch in der Kunst.

Eine Heilige Sebastian

Mit einem fast faschistischen Zwang zur Demokratisierung der Kunst: Alles ist Kunst, jeder ist Künstler. Das führt dazu, dass Kunstwerke nicht welthaltig und kunstvoll sind, sondern oft nur der ungefilterte Ausfluss eines irrelevanten, meist leidenden Ichs.

Die eigene Verletzlichkeit

Die eigene Verletzlichkeit der Künstler steht daher – völlig außerhalb der christlichen Religion – im Vordergrund. „Angst essen Seele auf“ – diese Erkenntnis hat sich Katrina Daschner 2006 auf ihren rechten Arm eintätowiert. Von Louise Bourgeois stammt die Ste, Sebastienne aus 1992. Ein Selbstportrait, mit dem die Künstlerin die Anfeindung von außen und die daraus resultierende Angst und Kopflosigkeit darzustellen versucht. Bei Günter Brus „Heller Wahnsinn“ spielt das Sichverletzbarmachen im Sinn des Sichöffnens für andere Individuen die zentrale Rolle – was er direkt an sich ausprobiert hat.

Nitsch mit viel Blut

Und bei Hermann Nitsch hat das Blut als Stilmittel die gestalterischen Aufgaben des Künstlers übernommen. Jesus ist im 20. Jahrhundert offenbar vom Kreuz verschwunden. Sein Kampf und sein Leiden haben als Narrativ ausgedient. Er ist es nicht mehr wert, künstlerisch umgesetzt zu werden. Er inspiriert kaum einen, sich ihm in Kunstwerken zu nähern. Die Ausstellung zeigt deutlich: Die Spiritualität wurde den Esoterikern überlassen. Jesus wurde durch Sigmund Freud verdrängt.

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RELOTIUS – der Gesalbte

Thora Rolle

Claas Relotius, Hamburg Media School

Claas Relotius: Sein offenbar latinisierter Name – „lutare“ … schmieren, salben – hat möglicherweise seinen Berufsweg geprägt. Gesalbt mit zahlreichen Journalistenpreisen hat der „Spiegel“ – Redakteur den Begriff „fake news“ wieder einmal in aller Munde gebracht. Die Aufregung darüber ist allerdings Heuchelei. Denn der österreichische Schriftsteller und politische EU-Propagandist Robert Menasse bewies uns mit seiner Erfindung von Zitaten, wie subtil der Begriff der „Wahrheit“ ist.

 

Er legt Walter Hallstein, dem Gründungspräsidenten der EWG,

Walter Hallstein, EWG-Gründungspräsident

Worte in den Mund, die dieser nie gesagt hat. Die er aber aus der Sicht Menasses so gesagt haben sollte. Zitate, die von Menasse – Epigonen als Hallstein’sche „Originale“ weiter verbreitet wurden. Es ist Menasses „sinnliche Gewissheit“, die ihn dazu berechtigt: Die Quelle ist korrekt. Der Sinn ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Was fehlt, ist das Geringste: das Wortwörtliche. So wurde Menasse zumindest zuletzt in zahlreichen Medien zitiert. Und auf Zitate sollte man sich verlassen können.

Sinnliche Gewissheit

„Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es mir um den Sinn geht.“ Diese „sinnliche Gewissheit“ ist beim deutschen Philosophen Georg W.F. Hegel jene geistige Naivität, der noch die Komplikationen gezielter „Was-Fragen“ fremd ist. Erst durch dieses Hinterfragen macht das Bewusstsein die Erfahrung, dass Wahrheit nicht im jeweils subjektiven Jetzt zu finden ist. Es sind dafür Unterscheidungsgesichtspunkte der Reflexion erforderlich, denn schon das trivialste Bewusstsein erhebt den Anspruch, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Menasse ist bei der Kreation seiner Zitate überzeugt, im Besitz der „wahren Worte“ Hallsteins zu sein. Dafür, dass Hallstein diese „Wahrheit“ nicht so klar artikuliert hat, dafür kann er nichts.

Phänomenologie des Geistes

Er negiert, dass mit Hilfe der Dialektik widersprüchliche Absolutheitsansprüche gegenüber zu stellen sind: Erst dieser Weg der Erfahrung hat zur Folge, dass das eigene subjektive Bewusstsein seine Auffassung von der Wahrheit ständig korrigieren muss, wenn es nicht mit sich selbst in Widerspruch geraten will. Diese mühevolle Entwicklung führt in Hegels „Phänomenologie des Geistes“ von der ursprünglich-primitiven „sinnlichen Gewissheit“ des menschlichen Bewusstseins zum allumfassenden Geist als höchste Stufe der Wahrheit. Jener „absolute Geist“, der die Gegensätze von Subjekt und Objekt, Denken und Sein aufhebt. Der das Wesen des Endlichen im Unendlichen erkennt. Wie viel einfacher und praktischer ist es somit, mit „sinnlicher Gewissheit“ Fakes zu produzieren. Die hat es schon vor zweitausend Jahren bei der Niederschrift der Evangelien gegeben. Deren Autoren übersetzten Jesus Worte jeweils so, wie diese aus ihrer jeweiligen Sicht sein sollten. Propagandawerke, um mit diesen für ihren neuen Glauben neue Anhänger zu gewinnen.

Robert Menasse, österreichischer Publizist

Nach Menasses Motto: „Die Quelle ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es um den Sinn geht.“ Der jeweils Zitierte kann sich gegen diese Methode nach seinem Tod nicht mehr wehren. Hallstein nicht. Auch Jesus nicht, dessen revolutionäres Wirken gegen das Establishment zwei bis drei Jahrhunderte später mit dem Weltbild der um Macht ringenden neuen christlichen Kirchen nicht vereinbar war. Die ursprünglichen Texte zeigen seine Mission, die Menschen vom Jenseitsglauben und Fremdbestimmung – sei es durch die Natur, Gott, Gesetz oder die eigenen Vergangenheit – zu befreien. Die Unterdrückung anderer – äußerlich oder innerlich – verkörperte für ihn das Böse. Nur dem es gelingt, sich immer weiter von diesem Zustand zu entfernen, sein individuelles Gewissen durch Selbsterkenntnis weiter zu entwickeln, wird wirklich frei. Der lebt neu, ein zweites, drittes oder x-tes Leben.

Diese völlig neue Vorstellung einer „Auferstehung“ konnten auch seine Anhänger nicht erfassen. Sie haben seine Idee der Selbstbestimmung gründlich missverstanden und daraus eine „Auferstehung des Leibes“ gemacht. Sein Tod wurde zum Blutopfer zur Tilgung der Sünden der Welt. Das Buch „Jesus Fake“ zeigt, wie uns die neuen „Kirchenväter“ einen „verklärten“ Jesus bescherten. Als seine syro-aramäischen Predigten

Biblische Fälschungen im Neuen Testament

in fremde Sprachgebiete getragen wurden, übersetzte man sie ins Griechische – die allgemein verständliche Amtssprache des östlichen Mittelmeers. Dies tat nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Papias jeder „so gut er es vermochte“. So wurden in „sinnlicher Gewissheit“ die Evangelien schon in Frühzeiten verfälscht. Für einen „revolutionären“ Jesus gab es in einer autoritären Staatskirche unter dem Schirm des Kaisers keinen Bedarf mehr. Er wurde aus den Schriften verbannt. Frühere Aufzeichnungen wurden als herätisch – vom „wahren“ Glauben abweichend – verbrannt. Nur die Fakes sind uns geblieben.

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