Jesus als „Agnus Dei“?

Nach jahrelanger Arbeit ist „mein“ Buch – eine viel ältere, von mir bloß redigierte Arbeit des Anonymus Karl Kolm – endlich versandfertig. Es ist ein Versuch, Jesus aus der toten Bibel ins lebendige Heute – jenseits des herkömmlichen Gottesglaubens – zurück zu holen. Eine sensationelle Rekonstruktion der Botschaften Jesus aus dem Altgriechischen und dem Syro-Aramäischen. Sie zeigt, wie der Wanderprediger wirklich tickte. Dessen sozial-pazifistisches Weltbild kommt wie jenes von Buddha ganz ohne jeglichen strafenden oder belohnenden Gott aus. Sein einziges Streben richtet sich auf inneren und äußeren Frieden:

Ist Jesus ein „Agnes Dei?“

Das atheistische Evangelium

In den herkömmlichen Evangelienerzählungen wird Jesus zu einem „Lamm Gottes“ stilisiert. Ihm werden Jahr für Jahr die Missetaten der Menschen aufgebürdet – und er wird mit diesen in die Wüste geschickt. So opfert sich Jesus als Sohn Gottes jedes Jahr zu Ostern für die Menschheit aufs Neue. Für den archaischen Gott des Alten Testaments, der von diesen sündigen Menschen Opfer verlangt.

Karl Kolms Neuübersetzung der Evangelien zeigt einen völlig anderen Jesus. Sie deckt die schon früh einsetzenden Verfälschungen im Interesse einer nach Macht strebenden jungen Staatskirche auf. Kolm spricht damit jene Christen an, die den Mythen von Jesus Geburt und der Jungfräulichkeit Marias keinen Glauben schenken und die im Neuen Testament geschilderte leibliche Auferstehung Jesu ins Reich der Phantasie verweisen. An Hand der der frühesten verfügbaren syrischen und griechischen Uraufzeichnungen wird eine kompakte Darstellung des Leben Jesu ab Beginn seiner Lehrtätigkeit bis zu seinem Tod am Kreuze gebracht.

K.Kolm, ein anonymer
K.Kolm: Ein Anonymus

Er beschränkt sich auf die Worte Jesus, der dafür kämpft und stirbt, dass sich der Mensch selbst vom Bösen befreit. Kolm ist überzeugt: Wer Jesus dabei folgt, benötigt dafür keinen gütigen oder allmächtigen Gott, keinen Himmel und keine Hölle und auch keine heilige Dreifaltigkeit.

Buddha aus heutiger Sicht

Karl Kolms Neuübersetzung der Evangelien zeigt, wie nahe Jesus mit seiner Lehre dem Buddhismus steht. Denn das Wesen eines Buddha besteht darin, dass er aus eigener Kraft sein Wissen erlangt – fernab von göttlichen Offenbarungen, heiligen Büchern oder der Unterweisung eines Lehrers. „Ich selbst habe die Erkenntnis erlangt, wessen Anhänger sollte ich mich nennen“, wird von dem Erleuchteten berichtet. Es handelt sich um eine evolutionäre Entwicklung, mit der sich ein Mensch Stufe um Stufe der Wahrheit öffnet, um selbst zur Buddhaschaft heranzureifen.

Rembrandt: Abrahams Opfer
Rembrandt:(Eremitage):Abrahams Opfer

Dazu brauchte Jesus auch kein „Altes Testament“ mit den Söhnen des Patriarchen Abraham, die den drei monotheistischen Religionen als einigendes Band eines historisch längst ausgedienten „völkischen“ Alten Bundes dienen. Dazu braucht es keinen Gott – dafür ist jeder selbst verantwortlich. Diese Erkenntnis ist auch in den frühen, unverfälschten Jesus Worten zu finden.

Richard Dawkins, Autor "Der Gotteswahn"
R.Dawkins: Der Gotteswahn

Gemeinsam mit dem Herausgeber Friedrich Knöbl nimmt Kolm jenen Religionskritikern wie dem Philosophiehistoriker Kurt Flasch („Warum ich kein Christ bin“) oder dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins („Der Gotteswahn“) den Wind aus den Segeln, die sich an den haarsträubenden Geschichten und Wundererzählungen der Bibel stoßen. Es ist einfach spannend, den Gedanken und Vorstellungen der zweifellos außergewöhnlichen Persönlichkeit Jesus zu folgen. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod wurde er – in Verfälschung seiner Worte – von seinen Anhängern zum Messias und Gott erklärt. Die Zusammenfassung der Evangelien in einer einheitlichen und leicht lesbaren Chronologie ermöglicht es jedem Leser, sich diesem Thema vorbehaltlos zu nähern.

K.Flasch: Kein Christ mehr

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