War Jesus Antisemit?

Tempelberg Jerusalem
Der Tempelberg in Jerusalem: Heiliges Zentrum der Monotheisten (Foto:wikipedia)

Jesus Bücher gibt es massenhaft. Die meisten bewegen sich in einem bewusst religiösen Fahrwasser. Nur wenige setzen sich mit den ursprünglichen Quellen auseinander. Eine rare Ausnahme bildet das im Corona-Lockdown erschienene „Jesus trifft Buddha“ als „Das atheistische Evangelium“. Verfasst von einem Anonymus Karl Kolm, der Jesus Kampf gegen ein versteinertes Judentum so bringt, wie Jesus das laut den Evangelien möglicherweise selbst erlebt hat. Der in einer Neuübersetzung der Evangelien dessen kurze Schaffensperiode in eine zeitlich logische Abfolge bringt. So entsteht plötzlich ein Mensch aus Fleisch und Blut, der gegen ein schon damals veraltetes Gottesbild ankämpft. Der erkannt hat, dass Religionen zwar ein Segen, aber auch ein Fluch sein können. „War Jesus Antisemit?“ weiterlesen

Jesus Höllenfahrt und Christi Himmelfahrt

J.S.Copley, Der Aufstieg des Herrn 1775 (Foto: Wikipedia)

Wie können christliche Theologen die Zeit zwischen Jesus Tod und seiner späteren Auferstehung überbrücken? Wo ist Jesus nach seiner Hinrichtung geblieben? Dieser Frage geht das „Atheistische Evangelium“ von Karl Kolm auf den Grund. In seinem Buch „JESUS trifft BUDDHA“ zeigt er, wie es zu einer Auferstehungslegende kommen konnte.

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Der Heilige Geist kommt aus Memphis

Nach seiner Begnadigung heiratete Jesus Maria M. und schrieb seine Memoiren, die ein absoluter Flop waren. (Gerhard Glück/Die Presse)

Jesus wurde zu Ostern ans Kreuz genagelt. So steht es in der Bibel. Wer daran schuld war wissen wir nicht. Manche Legenden gehen jedoch davon aus, dass Jesus seine Hinrichtung überlebt hat. Bereits 1981 schildert der Religionspädagogiker Holger Kersten, wie der nach der Kreuzigung gesundete Jesus nach Kaschmir geflohen sei. Als geachteter Prediger wurde er hundertjährig in Srinagar beigesetzt. 2019 erläutert der Geschichtsprofessor Johannes Fried in „Kein Tod auf Golgatha“, wie das medizinisch möglich war.

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Neue Velozipede anno 1888

Corona-Zwangspausen eignen sich ideal zum Schmökern in alten Büchern.  Fernab von Juristerei, Philosophie oder Theosophie. Etwa im „Stein der Weisen“ aus 1888. Das war das Jahr, in dem Siegfried Marcus im mährischen Adamsthal gerade an seinem „Marcus 2“ schraubte.

Der zweite Marcus – nun im Technischen Museum Wien

Eine Zeit, in der nur Pferdedroschken und Fahrräder die Fußgänger gefährdeten. Vor allem die gefährlichen Hochräder führten zu spektakulären Unfällen.

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Be happy!!!

Neujahrskonzert 2021 im leeren Musikverein: Der Applaus kam per App aus den Lautsprechern

Was haben „fridays for future“-Demonstrationen auf der Ringstraße, Fußballmatchs im Happel-Stadion und Gottesdienste in den Kirchen gemeinsam? Sie fördern den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl der Teilnehmer. Was ist dafür das biologisch ausschlaggebende Element? Welcher Mechanismus bewirkt das? Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt unter der Federführung der Universitäten Oxford und Coventry hat dazu erstmals konkrete Ergebnisse geliefert. Es sind die Endorphine, die der Körper bei bestimmten Gelegenheiten ausschüttet. Das sind körpereigene Stoffe, die Euphorie auslösen, Schmerzen lindern und dafür sorgen, dass Menschen sich miteinander verbunden fühlen.

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26.12. – ein Trauertag!

Guiseppe Bonito: Die Steinigung des Stephanos

Der 25. Dezember ist für alle Christen ein Festtag – da wird eine Geburt gefeiert. Der 26. Dezember ist auch ein Festtag – aber da gibt es eigentlich nichts zu feiern. Da wird der Steinigung des Erzmärtyrers Stephanus gedacht. Erst im 4. Jahrhundert wurde daraus ein Festtag. Eine frühchristliche Entscheidung im Kampf gegen das Judentum:

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Wie gründe ich eine Religion?

Am 13. Mai hätte Adolf Holl seinen 90er feiern können. Wenn er sich nicht schon im Jänner von uns verabschiedet hätte. Ein Ketzer, wie manche sagen. Ein scharfsinniger Religionskritiker – wie andere ihn sehen. Jedenfalls ein ungeheuer vielseitiger Mensch. Dessen Leben als Priester, Gelehrter, Unruhestifter und Zeitanalytiker sein Biograph Dr. Harald Klauhs in dem Buch „HOLL – Bilanz eines rebellischen Lebens“ verewigt hat.

Holl: Bilanz eines rebellischen Lebens

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Buddha ist im Wald verschwunden
Buddhas Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum

„Ich selbst neige zu der Auffassung, dass Gott eine jede Religion gelten lässt, solange sie die Menschen nicht unglücklicher macht, als sie ohnehin schon ist“, fasste Holl im Jahr 2010 seine religiöse Weltsicht in seinem „Brevier“ (Residenz-Verlag) zusammen. Was ist für so eine Religion aus seiner Sicht nötig? Das hat er bereits 2009 im amüsanten Leitfaden „Wie gründe ich eine Religion“ zusammengefasst.

Buddha ist im Wald verschwunden, Jesus in die Wüste gegangen, Mohammed in der Höhle gehockt, um sich einen Namen zu machen. So haben früher Religionen begonnen. Holl’s locker formulierte Ideen, wie man heute eine Religion gründen könnte, sind ihm beim Frisör gekommen. Angesichts mittlerer bis größere Katastrophen beurteilt er „die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst“. „Holl hatte genug von Glaubensbekenntnissen aller Art“, beschreibt Klauhs die Metamorphosen Holl’s. „Er macht sich an die Entgottifizierung beziehungsweise Nullifizierung.“ Und auf die Suche „nach dem vulkanischen Wesen der Religion“. Dafür ist eine neue Religion erforderlich. „Wenigstens für meine zwei Katzen“, blickt er zurück ins alte Ägypten. Wo diese Katzenwesen es „mit jenseitiger Würde“ zu einem religiösen Status gebracht haben.

Mohammeds Grotte am Berg Hira

„Ledig, keine Kinder. Verheiratete sollten keine Religion gründen, weil die Sippschaft immer Probleme macht, wie der Islam zeigt. Verwitwet ist die zweitbeste, geschieden die drittbeste Lösung“, analysiert Holl das für Religionsstifter erforderliche familiäre Umfeld. Das geistige Umfeld scheint um 500 vor Christi besonders anregend gewesen zu sein: In China lebten Konfuzius und Laotse; in Indien entstanden die Upanischaden, Buddha erschien auf der Bildfläche; im Iran lehrte Zarathustra; in Palästina traten die Propheten Elias. Jesaja und Jeremia auf; in Griechenland dichtete Homer und grübelten die Philosophen Parmenides, Heraklit und Platon über den Sinn des Seins. „Die Frage, ob Religion von Haus aus eine männliche Angelegenheit ist, sitzt als Stachel im Fleisch der Frauen.“ Denn aus Holl’s Sicht haben es Frauen angesichts maskuliner Omnipotenz recht schwer, eine neue Religion zu gründen. Männer können bei derartigen Neugründungen auf eine berühmte Ahnengalerie (bis hin zu Abraham) zurück greifen – eine Frau muss ganz von vorne anfangen.

Auch Männer haben es bei der Propagierung einer neuen Religion nicht leicht: „Selbst wenn ich die Chance bekomme, meine Religion zur besten Sendezeit einem Millionenpublikum verständlich zu machen, werden sich höchstens zwei Dutzend Interessierte bei mir melden, alle mit einem schweren Dachschaden“, gehört zur Religionsgründung daher Ausdauer. „Unerlässlich ist dabei eine gewisse Lebhaftigkeit bis ins hohe Alter – wenn keine Alzheimer dazwischenkommt“, kritisiert Holl in diesem Zusammenhang die Freud`sche Analyse, dass Religion bloß eine infantile Wunschbefriedigung sei. „Ohne es zu wollen, geriet er damit in die Gesellschaft asketischer Priester, die so gern durch das Schlüsselloch des elterlichen Schlafzimmers spähen“, hat eine derartige frühreife Wissbegier „den Beichtstuhl und die heilige Inquisition erfunden“.

Eva bloß eine männliche Rippe?

Natürlich gehört zu einer Religion auch eine Schöpfungsgeschichte. Wie etwa in der Bibel: „Als dichtkundige Kamelzüchter vor dreitausend Jahren eine Geschichte vom Paradies erzählten, die das Geschlechterverhältnis männerfreundlich regulierte“. Obwohl es dazu auch ganz andere Erzählungen gibt. Etwa in älteren Quellen, wie jene der in Nag-Hammadi in einem Tonkrug versteckten „Schrift ohne Titel“. Dort findet Holl eine Eva, „die zunächst als alleinerziehende Mutter ohne männlichen Erzeuger auskommt.“ Sie ist es, die – im Gegensatz zum biblischen Text – ihr männliches Ebenbild zum Leben erweckt. „Und unter dem Baum der Erkenntnis entdeckt sie, wie schön Liebe sein kann“. Eine Eva, die über die Geschichte lachen würde, sie stamme bloß von der Rippe eines Mannes ab. Eine alte religiöse Legende, die Holls frauenfreundliches Weltbild nicht trüben konnte.

„Marktwirtschaftlich betrachtet lässt sich Religion als Ware auffassen, die der Kundschaft die Konfrontation mit vernunftwidrigen Lebensumständen erleichtert“, sind derartige Widrigkeiten für Holl der Grund, „weshalb in Kosmopolis so viele neue Religionen gegründet werden“. Nach dem Motto: Öfter etwas Neues. „Dabei handelt es sich so gut wie immer bloß um Varianten der beiden Prototypen religiöser Sinngebung: dem Eingottglauben aus Ägypten und dem Null-Programm aus Indien“.

Der Vorteil dieses neuen, vielfältigen Religionsangebots: „Wer den Glauben verloren hat, kann sich ohne weiteres einen neuen besorgen. Selbst jene, die mit der Religion bislang nichts am Hut haben, finden das eine oder andere Schnäppchen. Selbstverständlich ist auch für Atheisten, Naturalisten, Kommunisten, Spiritisten, Fundamentalisten, Anarchisten, Nihilisten, Exorzisten. Terroristen, Sozialisten, Sadisten und Okkultisten etwas auf Lager.“ Um entsprechende Marktanteile an der „Ärztlichen Seelsorge“ – so der Buchtitel des Wiener Neurologen Viktor Emil Frankl – kämpfen Priester und Psychiater. Er schrieb: „Das Ziel der Religion ist das Seelenheil, das der Psychotherapie die seelische Heilung.“ Holl schafft es, diese verwandten Zielsetzungen subtil zu trennen: „Das altmodische Seelenheil kostet nichts oder allenfalls eine milde Gabe; die moderne Psychotherapie ist honorarpflichtig.“

Vom Theologen zum Philosophen

Was macht aber der, der bislang ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe zurechtgekommen ist, spirituell aber unruhig blieb? „Der sucht eventuell den Weg zur astrologischen Orientierung im Weltgefüge“. Allerdings sackte die würdige religiös-rituelle Sterndeutung des Altertums in der Neuzeit auf ein simples Gewerbe ab. Wie etwa beim Hof-Mathematicus und Entdecker der Planetenbewegungen Johannes Kepler. „Der war kein Phantast. Gleichwohl besserte er sein Budget mit dem Errechnen und Interpretieren von Horoskopen auf.“ So auch für Wallenstein. Wohl wissend, dass jene „Wahrheit“, die dieser von ihm wissen wollte, nicht in den Sternen steht. „Wer das verlangt, habe das Licht der Vernunft, das Gott ihm angezündet, noch nie recht geputzt“, richtete er Wallenstein aus.

Wichtig ist es für einen Religionsgründer, die Kunst der Manipulation zu beherrschen. Darauf hat der „entsprungene Dominikanerpriester und freiberufliche Philosoph“ Giordano Bruno in seiner erst Jahrhunderte später veröffentlichten Schrift „De vinculis in genere“ verwiesen. Die wirksamste Form manipulativer Kundigkeit äußere sich in der sorgfältigen Pflege der Überzeugung, einer guten Sache zu dienen. „Propheten und Religionsgründer aller Zeiten hätten es meisterlich verstanden, Selbstverleugnung und Opferbereitschaft in den Herzen der Gefolgschaft zu wecken“. Wie ihnen das geglückt sei, das habe Bruno an Zauberei erinnert. „Zwischen Magie und Religion zog Bruno ohnehin keine festen Grenzen, was für die Unvoreingenommenheit seines Denkens spricht“, ist es für Holl nicht verwunderlich, dass der ihm geistige verwandte „Ketzer“ anno 1600 öffentlich auf dem Campo di Fiori in Rom verbrannt wurde.

Ein derartiges Schicksal blieb dem Freigeist Holl erspart. Er wurde bloß ins barocke erzbischöfliche Palais neben dem Stephansdom zitiert. „Dort bin ich gelegentlich gewesen, wenn es mit dem Chef etwas zu besprechen gab“, erinnert er sich salopp. Diese Gespräche endeten mit seiner Entlassung aus dem kirchlichen Dienst wegen „unkonventioneller Auffassung über die Entstehung des christlichen Gottesdienstes“: Bei diesem wird als Höhepunkt der Feier des Letzten Abendmahls der Herr Jesus mit seinen Jüngern vergegenwärtigt. Mit den Worten: „Nehmet und esset, mein Leib; nehmet und trinket, mein Blut.“ Was der Kirchenrebell Andersgläubigen nüchtern erläutert: „Jetzt kommt die gute Nachricht. Gegessen und getrunken wird Brot und Wein, nicht Fleisch und Blut.“

Eine Religionsauffassung, die insbesondere bei Katholiken nicht gut ankommt. „Eigentlich müssten sie eine neue Kirche gründen“, riet ihm der Kardinal bei diesem Abschiedsgespräch. Ein Rat, den Holl gleich literarisch verarbeitete. Dessen ketzerischen Gedanken zu den kirchlichen Dogmen hätten ihm früher Verbannung oder den Tod beschert. „Heute darf ich völlig gefahrlos meine Religion gründen, weil sich fast niemand mehr für sie interessiert“, zieht Holl nüchtern Bilanz. Die heutige Zeit hat die einstigen Glaubensverkünder in die Wüste geschickt. Jetzt muss eine Lösung her. Eine neue Religion. Eines ist Holl sich dabei sicher: die brauchbare Religion muss erst erfunden werden.

Wann wird man Atheist?

Die Frage, ob er an Gott glaube, setzte Holl in Verlegenheit. Gibt es eine gottlose Religiosität? Wird man zwangsläufig Atheist, sobald man den kindlichen Glauben vom „lieben Gott“ ad acta gelegt hat? Der schönste Satz der Bibel lautete für ihn: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen.“ Deshalb war Holl überzeugt: „Eine davon steht für mich bereit, ab sofort. Meine bessere Hälfte und die Katzen darf ich mitnehmen“.

Wie eine derartige Religion aussehen könnte, hätte er vielleicht in dem soeben erschienen Buch „JESUS trifft BUDDHA – Das atheistische Evangelium“ gefunden. Eine Evangelienharmonie aus den ältesten verfügbaren Handschriften, vom Anonymus Karl Kolm in ein heutiges Deutsch übersetzt. In der Jesus ohne Jahwe als Gottvater und ohne Heiligem Geist auskommt. (Wodurch sich die später daraus entstandene „Kirche“ alle Trinitäts-Haarspalterei erspart hätte.) Einem Jesus, der auch keinen Anspruch erhoben hat, Gott zu sein. (Was erst später in seine Lehre hineingedichtet wurde.) Der sich – wie Buddha – lediglich als Wegweiser gesehen hat. Einen Weg, den jeder für sich zu beschreiten hat. Wie auch Holl oder Bruno ihren Weg gegangen sind.

JESUS trifft BUDDHA

Merkel und Pilatus

Aushang in Toiletten
Händewaschen – aber richtig

Wie man richtig Hände wäscht – darüber haben sich schon vor Jahren die Brüsseler Bürokraten den Kopf zerbrochen. In den Toiletten des EU-Parlaments hängen dazu ausführliche Belehrungen: Mindestens 30 Sekunden; dabei Daumen und Fingerspitzen nicht vergessen – so lautet die Devise.

Wieviel Wasser muss es sein
Händewaschen – einmal gründlich

Mit der Corona-Pandemie eroberte diese Belehrung die politische Bühne. Angela Merkel und Sebastian Kurz ermahnen ihre Landsleute, sich an dieses Gebot zu halten. Dieses wird schon den Kindern eingehämmert: Nach dem Klo und vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!

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Jesus als „Agnus Dei“?

Nach jahrelanger Arbeit ist „mein“ Buch – eine viel ältere, von mir bloß redigierte Arbeit des Anonymus Karl Kolm – endlich versandfertig. Es ist ein Versuch, Jesus aus der toten Bibel ins lebendige Heute – jenseits des herkömmlichen Gottesglaubens – zurück zu holen. Eine sensationelle Rekonstruktion der Botschaften Jesus aus dem Altgriechischen und dem Syro-Aramäischen. Sie zeigt, wie der Wanderprediger wirklich tickte. Dessen sozial-pazifistisches Weltbild kommt wie jenes von Buddha ganz ohne jeglichen strafenden oder belohnenden Gott aus. Sein einziges Streben richtet sich auf inneren und äußeren Frieden:

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„Vater unser“-einmal anders

Wieder einmal ist das „Vaterunser“ in die Schlagzeilen geraten. Dem „Kurier“ ist es sogar eine kleine Leserbefragung wert. Schließlich ist es das wohl bekannteste Gebet in der westlichen Welt; selbst vielen Kirchenfernen oder Atheisten sind die Worte, die aus dem Matthäus- und dem Lukasevangelium der Bibel stammen, geläufig. Der Aufhänger der Diskussion ist die bei uns gebräuchliche Bitte „führe uns nicht in Versuchung“. Eine Übersetzung, die zuletzt auch Papst Franziskus kritisiert wurde. Hat Jesus wirklich so zu Gott gebetet?

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NERO: 2000 JAHRE VERLEUMDUNG

Domus Transitoria Nerone House in Rome

Nero – er war der erste Kaiser, „der unsere Kirche verfolgte“.  So zitiert die englische Historikerin Cathrine Nixey den Kirchenvater Eusebius in ihrem Buch „Heiliger Zorn“. In dessen „historia eccelesiastica“ schildert er die neronische Verfolgung: 

Kirchenvater Eusebius als Verleumder
Kirchenvater Eusebius

„Als Nero sich in seiner Herrschaft bereits sicher fühlte, verfiel er auf verbrecherische Ideen und rüstete sich sogar gegen die Verehrung des allmächtigen Gottes. Es liegt nicht im Plane dieser Schrift, seine Ruchlosigkeit zu beschreiben. Da viele Schriftsteller ausführliche Lebensbeschreibungen des Kaisers überliefert haben, so kann jeder, der will, hieraus das verkehrte, wahnsinnige Wesen des sonderbaren Mannes kennenlernen. Denn nachdem er Tausende von Menschen ohne allen Grund hatte beseitigen lassen, ging er in seinem Blutdurst soweit, dass er nicht einmal seine nächsten Verwandten und besten Freunde schonte, sondern sowohl seine Mutter als auch seine Brüder und seine Gattin nebst unzähligen anderen Verwandten auf verschiedene Weise hinrichten ließ, als wären sie seine eigenen oder des Staates Feinde gewesen.“

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Das Christkind kommt – aus Indien

Die drei Weisen kommen (alle Bilder Copyright Ueberreuter,Wien)

Jedes Jahr zu Weihnachten nehme ich Gerhard Haderers „Das Leben Jesus“ schmunzelnd zur Hand. Ein Büchlein, für das er wegen „Religionsbeschimpfung“ in Griechenland sechs Monate Haft kassiert hat, erst in zweiter Instanz 2005 freigesprochen wurde. Auch der damalige Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel war überzeugt, dass Österreichs Paradekarikaturist mit dieser Jesus-Erzählung „klar eine Grenze überschritten hat.“

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Heiliger Zorn

„Heiliger Zorn“ – dieser deutsche Titel ist eigentlich passender als das Original „The Darkening Age“, unter dem Catherine Nixey darlegt, „wie die frühen Christen die Antike zerstörten“. Denn bei der englischen Historikerin, die mehrere Jahre an der Cambridge University unterrichtete, merkt man, dass „heiliger Zorn“ ihre Feder geführt hat. Noch nie wurde einem Leser so kompakt vor Augen geführt, wie leicht kulturelle Errungenschaften durch Aberglauben und blinden religiösen Eifer zu zerstören sind.

Heiliger Zorn von Catherine Nixey
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Christusmord – einst & heute

Cartoon G.Glücl: Letztes Abendmahl

Welterleuchter oder Welteroberer – diese künftige Größe wurde dem Buddha bei seiner Geburt prophezeit. Ähnliches wird auch von Jesus berichtet. Nach dem Matthäus-Evangelium sollte er jedenfalls ein Herrscher werden – ein Sohn Gottes oder zumindest König der Juden. Wozu sollte sich Jesus entscheiden? Wie sehen wir das heute?

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Das Trennende und Einende

L. Bar-Ami, R.Gehring, A.Hollaender, F.Knöbl, H.Kauf, E.Aslan

Judentum, Christentum, Islam und ein, zwei Jungreligionen zum Thema „Glaubensquellen“ auf einem Podium – das war die Zielsetzung eines „Religious Roundtable“ in Wien. Mit dabei: Mag. Lior Bar-Ami, der 2017 das Amt des Gemeinderabbiners in der einzigen progressiven jüdischen Gemeinde Österreichs, Or Chadasch (Neues Licht) übernommen hat; Dr. Rudolf Gehring, der sich als „katholischer Lebensschützer“ sowie Familien-und Menschenrechtsaktivist versteht und gleichzeitig als Generalsekretär der Christlichen Partei Österreichs politisch tätig ist; Prof. Dr. Ednan Aslan, der seit 2008 als Islamforscher für islamische Religionspädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien tätig war, bis er 2019 überraschend von dieser Funktion abberufen wurde.

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JESUS trifft BUDDHA

Nirwana oder Himmelreich?

Religionsunterricht ist bis heute ein Lehrfach, das es an unseren Schulen faktisch nicht gibt. Im Unterricht wird unsere Jugend ausschließlich christlich sozialisiert – andere Religionen werden bei der Wissensvermittlung einfach ausgeblendet. Vielleicht wird es mit dem derzeit laufenden Volksbegehren „Ethik für alle“ künftig besser. Schließlich hätte ein derartiger Unterricht auch zur Jesus Lehre Interessantes zu bieten:

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Kein Tod auf Golgatha

Jesus Passion Karfreitag

Was passierte am „Karfreitag“?

Christus Gemälde im Dommuseum

Jesus Tod wird in der Bibel recht dürftig beschrieben. Nach dem Johannes Evangelium wurde der bereits tote Jesus von Soldaten erstochen. Das ist unwahrscheinlich, denn Jesus hing erst drei Stunden am Kreuz. Das ist zu kurz, um dort zu verschmachten. Anderseits war nach dem mosaischen Gesetz das Hängenlassen Gekreuzigter über Nacht verboten (5. Mose 21,22) Überdies wäre der Abnehmende als unrein vom knapp bevorstehenden Sabbat ausgeschlossen gewesen. Vielleicht haben die Soldaten doch keinen toten, sondern einen lebenden Jesus erstochen? Dieser Frage ging der deutsche Historiker Johannes Fried in dem soeben erschienenen Buch „Kein Tod auf Golgatha“ auf den Grund.

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Manifest eines atheistischen Pfarrers

Als ich meinen Blog „Jesus Fake“ startete, wurde ich zwangsläufig auch mit dem Thema Atheismus konfrontiert. Was hat Gott mit dem Glauben zu tun? Mit jenem lebendigen Glauben, den einst Jesus gepredigt hatte. Was ist eigentlich Atheismus? Damit hat sich der im Juni 2018 verstorbene holländische Pfarrer Klaas Hendrikse in seinem Buch „Glauben an einen Gott, den es nicht gibt“ als „Manifest eines atheistischen Pfarrers“ auseinandergesetzt.

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FASCHING IN WIEN

Uthoff trifft Heisenberg

Anfang Februar wurde dem rechten Künstler Andreas Gabalier im rechten München der Valentins-Orden verliehen. Oh Graus! Für seinen linken Kollegen Max Uthoff war das der Anlass, aus dem rechten München ins linke Wien zu emigrieren. Ins Stadttheater. In diesem alten Ballsaal haben um 1900 die rechten Bürger ihren Bürgerball gefeirt. Jetzt halten dort meist die Linken ihre Veranstaltungen ab. Ein Gabalier hätte an solch freien Ort – wie etwa schon in Matthias  Naskes Konzerthaus – Auftrittsverbot.

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Glaube versus Diktatur

Glaube und Heimat in der Josefstadt (Foto: Moritz Schell)

Schönherr in der Josefstadt

Es gehört viel Mut und Selbstvertrauen dazu, ein einhundert Jahre altes „Blut und Boden“ Drama in Wien auf die Bühne zu bringen. Noch dazu, wenn es um Glaubenskonflikte, Vertreibung und Enteignung geht. Und wenn dieses Werk von einem Autor wie Karl Schönherr stammt, der sich zum Nationalsozialismus  positiv geäußert hat. Das Theater in der Josefstadt hat es gewagt. Die Vorpremiere von „Glaube und Heimat“ am 13. Februar war dank der packenden Regie von Stephanie Mohr ein toller Erfolg.

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